Bürgermedaille für Bierpapst

Mit der Bürgermedaille der Stadt Freising in Gold ist am Donnerstagabend, 26. Juli 2018, Professor Ludwig Narziß (92) ausgezeichnet worden. „Dass der Wissenschaftsstandort Freising-Weihenstephan in der Brau- und Lebensmittelbranche Weltruf genießt, ist maßgeblich mit Ihrem Namen verbunden“, würdigte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher den früheren Inhaber des Lehrstuhls für Technologie der Brauerei I an der TU München in Weihenstephan und Leiter der Bayerischen Lehr- und Versuchsbrauerei, der mit stehenden Ovationen gefeiert wurde. „Das ist ein ganz großes Ereignis für mich, eine außerordentliche Ehre, denn ich liebe Freising“, bedankte sich Narziß, sichtlich gerührt.

Freising ehrt eine große Persönlichkeit

Die Familie des Ehrengastes, Kolleginnen und Kollegen, Weggefährten, Freunde „und Verehrer“ begrüßte OB Eschenbacher bei der festlichen Veranstaltung im Großen Rathaussaal. Die Auszeichnung gelte nicht nur „einem ganz Großen der nationalen und internationalen Brauwissenschaft und -technologie“, so Eschenbacher: „Wir ehren eine Persönlichkeit, die uns Vorbild ist, einen geschätzten Ratgeber und liebenswürdigen Menschen, der uns ans Herz gewachsen ist: als wirklich guter Freund der Stadt.“ Der OB berichtete in seiner Laudatio auch von persönlichen Erlebnissen sowie gemeinsamen Unternehmungen, beispielsweise die Besuche der Biermesse „Braukunst live!“ in München oder der Grünen Woche in Berlin. Während seiner Amtszeit als Lehrstuhlinhaber von 1964 bis 1992 habe Narziß als Forscher, Lehrender und international gefragter Berater Maßstäbe gesetzt. Er habe großen Anteil an der Entwicklung Weihenstephans als international anerkannte Spitzenuniversität im Bereich der Lebensmitteltechnologien.

Bildergalerie der Verleihung und des Empfangs

Verbindung von Wissenschaft und Praxis

Eschenbacher ließ die Vita von Narziß, dem „Hopfen und Malz quasi in die Wiege gelegt“ worden sei, Revue passieren. Sein Vater sei als Brauereidirektor in München und Nürnberg tätig gewesen. Narziß habe zunächst das Brauerhandwerk bei der Tucher-Brauerei in Nürnberg und später noch das Mälzerhandwerk erlernt, bevor er Brauwesen an der damaligen Technischen Hochschule München in Weihenstephan studierte. Später sei er als Braumeister bei der Löwenbrauerei München aktiv gewesen. „Von diesen ausgiebigen Praxiserfahrungen haben Ihre Schülerinnen und Schüler und eine ganze Branche profitiert“, betonte Eschenbacher. Vorbildlich habe er es verstanden, Wissenschaft und Praxis zu verbinden. Außerdem schwärmten seine ehemaligen Studentinnen und Studenten heute noch „von Ihrer brillanten Rhetorik, Ihrer sprühenden Begeisterung und Ihrer Fähigkeit, komplizierte Sachverhalte allgemein verständlich aufzubereiten“. Er könne „aus persönlicher Erfahrung jede dieser Eigenschaften bestätigen“, ergänzte Eschenbacher. Beeindruckt zeigte sich der OB ebenso von der „unbändigen Schaffenskraft, mitreißenden Energie“ und dem weit über das Brauwesen reichenden „immensen Wissen“ von Narziß.

Stolz auf "unseren Bier-Papst"

Unzählige richtungsweisende Publikationen und insbesondere drei weltweit anerkannte Standardwerke – ständig aktualisiert und erweitert – stammen aus der Feder von Ludwig Narziß. Zu seinen bleibenden Verdiensten zählt auch die Gründung des Technologischen Seminars für das Brauwesen in Weihenstephan - seit 1968 das wichtigste Ereignis in der Branche, das Jahr für Jahr hunderte Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus aller Welt anlockt. Als „Großmeister der Brau- und Getränketechnologie hatte ihn TU-Präsident Wolfgang A. Herrmann anlässlich seines 90. Geburtstags charakterisiert. OB Eschenbacher sprach ihn als „unser Bier-Papst“ an. Dieser Ehrentitel solle die große Wertschätzung ausdrücken: „Wir sind dankbar, dass wir Sie als Freisinger in unserer Mitte haben!“ Und, wie es in der Urkunde zur Verleihung der Bürgermedaille in Gold zusammenfassend heißt: „Freising ehrt eine große Persönlichkeit!“ 

Gutes Verhältnis von Campus und Stadt

Ludwig Narziß zeigte sich in seinen Dankesworten gerührt von der Auszeichnung, die auch „das enge Verhältnis zwischen Stadt und Hochschule“ zum Ausdruck bringe. „Das war ja nicht immer so“, erinnerte Narziß. Seit seiner Berufung auf den Weihenstephaner Lehrstuhl 1964 habe sich nicht nur der Campus, sondern auch die Stadt hervorragend entwickelt – und dies werde sich auch fortsetzen, befand er mit Blick auf die geplante Moosach-Öffnung in der Oberen Hauptstraße: „Dann wird es noch gemütlicher!“

Gemütlich, gesellig und fröhlich wurde beim anschließenden Stehempfang im Innenhof hinter dem Rathaus bis zum späten Abend gefeiert, musikalisch begleitet von „Premium Bavaricum“, einer der Lieblingsblasmusik-Combos des neuen Trägers der Bürgermedaille. Ausgeschenkt wurde bei dieser Gelegenheit „Narziß-Bier“, ein nach seiner Rezeptur von der Forschungsbrauerei Weihenstephan gebrautes Pils.

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