Die Kläranlage Freising bekam Ende August politischen Besuch: Der Europaabgeordnete Engin Eroglu informierte sich vor Ort über aktuelle Herausforderungen in der Abwasserreinigung. Eingeladen hatte ihn Robert Weller, Referent der Stadtentwässerung Freising, der damit seine unmittelbare Unterstützung für die Belange der Wasserwirtschaft unterstreicht.
Hintergrund ist eine neue EU-Richtlinie zur Abwasserreinigung, die seit Anfang 2025 gilt. Sie schreibt vor, dass größere Kläranlagen in den kommenden Jahren eine zusätzliche Reinigungsstufe einbauen müssen. Diese sogenannte 4. Reinigungsstufe soll Rückstände von Medikamenten, Kosmetika und Mikroplastik aus dem Abwasser herausfiltern – eine große Investition, die viele Kommunen finanziell stark belasten würde. Die Stadt Freising setzt sich deshalb dafür ein, dass nicht allein die Bürgerinnen und Bürger über ihre Abwassergebühren für diese Kosten aufkommen müssen. Stattdessen sollen nach dem Verursacherprinzip auch die Hersteller von Medikamenten und Kosmetika mitzahlen – denn ihre Produkte verursachen einen großen Teil der Belastung. Dieses Prinzip nennt sich „erweiterte Herstellerverantwortung“. Doch genau dagegen wehren sich derzeit die betroffenen Branchen. Die Pharma- und Kosmetikindustrie warnt vor steigenden Produktionskosten, Versorgungsengpässen bei Arzneimitteln und einem Verlust von Wettbewerbsfähigkeit. Mehrere Klagen wurden bereits eingereicht.
Auf der anderen Seite schlagen die kommunalen Wasserverbände Alarm: Ohne Beteiligung der Hersteller würden die Kosten für die neue Reinigungstechnik allein auf die Gebührenzahler abgewälzt – mit erheblichen Mehrbelastungen für die Bürger.Vor diesem Hintergrund nutzte die Stadtentwässerung Freising den Besuch von MdEP Engin Eroglu, um direkt an die Politik zu appellieren: Die Kosten für den Schutz unserer Gewässer müssen fair verteilt werden. Hersteller sollen in die Pflicht genommen werden, damit Bürgerinnen und Bürger nicht übermäßig belastet werden – und die Industrie gleichzeitig Anreize bekommt, umweltfreundlichere Produkte zu entwickeln.
„Wir danken Herrn Eroglu für seinen Besuch und seine Zusage, das Thema in Brüssel weiter zu vertreten“, betonten Gabriele Weinberger (Technische Leitung Stadtentwässerung, Betriebsleitung Klärwerk) sowie Bernhard Knopek (Leitung Technische Betriebe).