Richtfest wird gefeiert, wenn ein neuer Dachstuhl errichtet wurde. Genau genommen ist das zwar beim Asamgebäude im Herzen der Freisinger Altstadt, das seit gut zwei Jahren aufwändig generalsaniert wird, nicht der Fall. Allerdings sind mittlerweile die Dachstühle des barocken Ensembles weitgehend saniert, und vor kurzem haben die Dachdeckerfirmen ihre Arbeit aufgenommen. Also: Ein guter Zeitpunkt, um das „Richtfest“ am 27. Juli 2019 mit allen an der Baustelle Beteiligten zu begehen. 

Im Innenhof des Asamgebäudes konnte man bei dieser Gelegenheit erahnen, was für ein lauschiges Plätzchen und idealer Ort für ein Lokal dort einmal entstehen wird. Biertische waren aufgebaut, ein feines Catering angerichtet – und es war ein großer Richtkranz  herabgelassen worden, der später nach den Ansprachen und dem traditionellen Richtspruch hoch über den Köpfen der Festgesellschaft baumelte. Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher blickte zunächst auf die wegweisende Entscheidung des Stadtrats im April 2016 zurück, als in einer Sondersitzung einstimmig die Generalsanierung der zwischen 1696 und 1750 erbauten fürstbischöflichen Priester-Hochschule beschlossen wurde. Benannt nach Hans-Georg Asam, der zusammen mit dem Freisinger Stuckateur Nikolas Lichtenfurtner 1709 die Decke im Festsaal gestaltet hatte, machten statische Schäden, Mängel beim Brandschutz, eine völlig veraltete Haustechnik und unansehnlich gewordene Bauteile eine grundlegende Überholung und Restaurierung erforderlich.

Herausragender Wert

Der Stadt war das historische Ensemble im Zuge der Säkularisation zugefallen. Belegt mit unterschiedlichsten Nutzungen und entsprechenden Umbaumaßnahmen war allerdings eine umfassende Sanierung unterblieben. So kommt es jetzt erstmals in der mehr als 300-jährigen Geschichte zu einer Generalüberholung und Modernisierung. Der Aufwand ist es wert: Die barocke Bausubstanz aus dem 18. Jahrhundert ist vollständig erhalten, was den Vierflügelbau zu einem herausragenden Einzeldenkmal macht. Das Asamgebäude ist das „markante Schmuckstück für die Altstadt“, hob der OB in seiner Festansprache hervor.

Richfest Asam-Innenhof 2019

Der Stadtrat habe daher 2008 einen Realisierungswettbewerb "Asamgebäude mit integriertem städtebaulichen Ideenwettbewerb Dombergaufgang" ausgelobt. Ziel: Die Sanierung der Bausubstanz, die Neustrukturierung des Gebäudes als Kultur- und Bürgerzentrum und eine Aufwertung des Bereichs am Fuße des Dombergs. Und so wird das Asamgebäude neben dem historischen Theatersaal einen weiteren multifunktionalen Veranstaltungsraum beherbergen, außerdem das deutlich erweitere Stadtmuseum, die Touristinformation, einen Mehrgenerationen-Treffpunkt, Läden und eine Gastronomie. Für diesen Teil der Baumaßnahme mit berechneten Kosten von 46,4 Millionen Euro zeichnen die Architekten Wollmann & Mang aus München verantwortlich. Als attraktiver Veranstaltungsplatz aufgewertet wird zudem der südliche Bereich nach dem Konzept der „Deppisch Architekten“ aus Freising: Unter anderem wird ein Gebäude für den Lastenaufzug entstehen, der zusätzlich als aufklappbare Bühne eingesetzt werden kann. Dieses Teilprojekt liegt bei berechneten 4,6 Millionen Euro. OB Eschenbacher merkte freilich an, dass bei der Kostenberechnung immer wieder „nachjustiert“ werden müsse.

Beeindruckende Zahlen

Der Kurzabriss der bislang erfolgten Arbeiten lässt sich am besten mit einigen Zahlen verdeutlichen:

440 Mikropfähle wurden für die Gründungsertüchtigung gebohrt, aneinandergereiht käme man auf eine Gesamtlänge von rund sechs Kilometern.

60.000 Kubikmeter beträgt das Gebäudevolumen, das für die Dachstuhlsanierung eingerüstet wurde.

Fünf Kilometer Holz wurde zimmermannsmäßig verbaut, weil das Schadensbild, vor allem durch den Hausschwamm, größer als erwartet ist. Damit waren in jüngster Zeit 30 Zimmerleute gleichzeitig im Asamgebäude tätig.

150.000 Dachplatten werden verlegt. Bis Jahresende soll die Dachsanierung abgeschlossen sein. Die vier Dächer werden dann mit roten Biberschwanzziegeln eingedeckt sein, was sie optisch zum „markantesten städtebaulichen Zeichen“ in der Innenstadt macht.

Vom Fundament bis zum First

Bevor Frank Sieglitz (Firma Bennert) mit dem traditionellen Richtspruch an der Reihe war und als glückliches Omen die Trinkgläser zerspringen ließ, steuerte Architekt Christoph Wollmann in einer kurzen Rede noch eine weitere beeindruckende Zahl bei: 330 Tonnen Dach seien abgenommen worden, schilderte er. Jeden „Sparren“ habe man einzeln in Augenschein genommen. Auch wenn die Arbeiten „bei weitem nicht fertig“ seien, so sei man von unten nach oben durch und habe vom Fundament bis zum First „fast alles einmal in die Hand genommen“. Und davon konnten sich einige Gäste durchaus selbst überzeugen: Hochbauamtsleiter Robert Naujokat, Projektleiter Ulrich Setzwein sowie Bauleiter Martin Gottschalk (Firma HZO) führten zwei Gruppen bis hinauf zum Dachstuhl und präsentierten den Stand der Sanierung.

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