Porträt von Stephan Bierner vorgestellt

Die „Ahnengalerie“ der Freisinger Stadtoberhäupter ist komplett: Ausgerechnet der Oberbürgermeister, in dessen Amtszeit der Neubau des Rathauses 1904/1905 fiel, fehlte bislang. Die Freisinger Künstlerin Sallie Mc Ilheran-Wunner hat ein Porträt von Stephan Bierner auf Grundlage eines Schwarz-Weiß-Fotos geschaffen, das jetzt den Besprechungsraum im 1. Stock des Verwaltungsgebäudes schmückt. Bei einer Pressekonferenz am 8. November 2021 wurde das Gemälde vorgestellt.

Herausragende Leistungen für Freising

Bierner war von 1899 bis 1933 Bürgermeister und ab 1924 Oberbürgermeister in Freising – und kann somit die längste Amtszeit als Rathauschef vorweisen. Vor allem hat er für Stadtentwicklung herausragende Bedeutung. In der „Ära Bierner“, die sich von der Prinzregentenzeit über die erste Demokratie bis hin zur nationalsozialistischen Machtergreifung erstreckte, wurde Neustift eingemeindet, die Garnisonsstadt neu organisiert und mit der Übernahme des frei gewordenen Kasernengebäudes (ehemaliges Kloster) in Neustift durch die Stadt die Tuchfabrik Feller angesiedelt; es entstanden Siedlungen für unterschiedliche Einkommensklassen nördlich der Altstadt (Umfeld der Prinz-Ludwig-Straße), auf dem Lankesberg und am Goldberg; das Freibad (1902), das Rathaus und der Wasserturm (1906) wurden erbaut. Auf Druck der Nationalsozialisten trat Bierner 1933 von seinem Amt zurück. 1946 verlieh ihm die Stadt Freising die Ehrenbürgerschaft.

Lückenschluss in der Ahnengalerie

Das Rathaus zieren bereits Porträts seiner Vorgänger Franz Krumbach (1853 bis 1869) und Martin Mauermayr (1869 bis 1899) sowie der Bürgermeister der Nachkriegszeit Maximilian Lehner (1948 bis 1970), Dr. Adolf Schäfer (1970 bis 1994) und Dieter Thalhammer (1994 bis 2012). Möglicherweise gab es auch ein Bildnis von Bierner, das von den Nazis vernichtet wurde, so die Mutmaßung von OB Tobias Eschenbacher und Guido Hoyer, Geschichtsreferent des Stadtrats. Jedenfalls sei es ihm ein Anliegen gewesen, die Sammlung mit dem verdienten Stephan Bierner zu vervollständigen.

Zur Umsetzung wurde die Sallie Mc Ilheran-Wunner gewonnen. Der Künstlerin sei es gelungen, dem Porträt „Leben einzuhauchen“, lobte der OB, obwohl ihr nur eine Schwarz-Weiß-Fotografie zur Verfügung gestanden sei. Eschenbacher verriet, dass das Gemälde in der Corona-Zeit entstanden sei und Mc Ilheran-Wunner bei ihren Studien auch einen Bierner mit Mundschutz geschaffen habe: „Das ist ein Zeitdokument, das wir als Leihgabe auch einmal im Stadtmuseum zeigen können.“

Lebendiges Gemälde

Als „faszinierendes Projekt“ und „Ehre“ bezeichnete die Malerin den Auftrag. Sie habe anhand von Fotos, die ihr das Stadtarchiv zur Verfügung gestellt habe, versucht, „einen Kontakt aufzubauen“. Auch habe sie über Bierner viel gelesen, um sich selbst ein Bild von ihm zu machen. Um dem Porträt Lebendigkeit zu verleihen, griff Mc Ilheran-Wunner auf eine Kombination von Tempera-  und Ölmalerei zurück. Durch mehrere, farbige Schichten entstand so ein plastisches Bild von Stephan Bierner, der stolz die goldene Amtskette und mehrere Orden am Revers trägt.

Die Leiterin des Stadtmuseums, Ulrike Götz, hob ebenfalls die Schwierigkeit hervor, anhand eines Schwarz-Weiß-Fotos eine stimmige Farbgebung zu erschaffen. Das Bild, das als Motiv „den älteren Bierner“ zeige, sei sichtlich kein zeitgenössisches Werk, sondern trage „die Handschrift unserer Zeit“.  Wie bei seinen Amtsvorgängern sei ein prächtiger Rahmen im Stil des Historismus gewählt worden, informierte Götz. Sehr anerkennend äußerte sich auch Alt-OB Dieter Thalhammer über das Gemälde: „Hut ab, eine Meisterleistung“, gratulierte er der Künstlerin.

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