Januar 2022 - "Denk bei jeder Bombe dran..." - Britische Kriegsflugblätter, 1942 in und um Freising abgeworfen

Manch einen Bewohner der Freisinger Gegend hat sicherlich überrascht, was er da plötzlich vor sich auf dem Boden liegen sah: kleine, schwarz und rot bedruckte Papiere, die sich von den herbstlichen Äckern und Wiesen, auf denen sie verstreut lagen, deutlich abhoben. Bei näherer Betrachtung dürfte die meisten von ihnen ein ungutes Gefühl beschlichen haben, denn die Papierchen waren unschwer als feindliche Kriegsflugblätter zu identifizieren. Ihr Besitz war verboten. Einige der Finder, wohl bei Weitem nicht alle, nahmen die Flugblätter an sich, um sie schließlich vorschriftsmäßig der Freisinger Stadtpolizei zu übergeben. Das war im September und Oktober 1942, drei Jahre nachdem Nazi-Deutschland den Zweiten Weltkrieg begonnen hatte.

Die damals abgelieferten Kriegsflugblätter – oder zumindest einen Teil davon – gibt es noch. Sie befinden sich heute in den Beständen des Freisinger Stadtarchivs, hier innerhalb des Aktenbestandes der NS-Zeit. Zusammen mit anderen Akten des städtischen Polizeiamtes gelangten sie dorthin vermutlich während der 1950er oder 1960er Jahre.

Überliefert sind zwei unterschiedliche Kriegsflugblatt-Varianten, beide sind britischer Provenienz. Das eine Flugblatt, das die Nummer „G 52“ trägt, ist achtmal vorhanden. Auf dessen Vorderseite findet sich der Schriftzug „Denk bei jeder Bombe dran Diesen Krieg fing Hitler an!“; die Rückseite listet Zitate von nicht eingetroffenen Versprechen mehrerer Nazi-Größen auf (Adolf Hitler, Hermann Göring, Joseph Goebbels, Robert Ley, Herbert Backe). Das andere Blatt trägt die Nummer „G 54“ und ist lediglich zweimal vorhanden. Es zeigt auf der Vorderseite eine Menschenmenge, darunter einen durch einen roten Kreis hervorgehoben Mann in SS-Uniform; im rückseitigen Text wird die deutsche Bevölkerung aufgefordert, die Namen von SS-Angehörigen auf eine „schwarze Liste“ zu setzen, damit diese nach einer erfolgten Befreiung für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden können. Die Bezeichnung „Schwarze Schmach“ spielt dabei auf jene rassistische Propaganda an, die sich in Deutschland während der alliierten Rheinlandbesetzung (1918 bis 1930) gegen französische Soldaten nordafrikanischer Herkunft richtete; im Flugblatt wird das Bild der „Schwarzen Schmach“ auf die SS übertragen.

Offenbleiben muss aktuell, in welchem Zusammenhang der Abwurf der Kriegsflugblätter in der Region geschah. Da den zehn überlieferten Blättern einige Notizen beiliegen, die Informationen zu den abgebenden Personen, zum Fundzeitpunkt und zum Fundort enthalten, weiß man, dass die Funde zwischen dem 20. September und dem 29. Oktober 1942 gemacht wurden. Als Fundorte werden Freising (eine Wiese südlich der (äußeren) Schlüter-Fabrik) angegeben, aber auch andere Orte der Gegend: Hallbergmoos, Franzheim im Erdinger Moos, Mintraching, Ottenburg sowie weiter nördlich gelegene Orte wie Zolling oder Nandlstadt. Wahrscheinlich erfolgte kein direkter Abwurf der Flugblätter über Freising, denn dann wäre sicherlich eine deutlich größere Zahl bei der Stadtpolizei abgegeben worden. Es ist zu vermuten, dass der Abwurf der Kriegsflugblätter München galt und es hier einen Zusammenhang mit dem ersten schweren Luftangriff durch die britische Royal Air Force auf die Landeshauptstadt am 19. und 20. September 1942 gibt. Es ist bekannt, dass die in großer Höhe abgeworfenen Flugblattbomben und noch mehr die ebenfalls eingesetzten Flugblattballons eine – je nach Windverhältnissen – sehr weite Streuung zur Folge haben konnten. Die Blätter könnten sich also durchaus bis in die Freisinger Gegend verbreitet haben. Auch inhaltlich – zumindest was das Flugblatt mit der Nummer „G 52“ betrifft – spricht viel für einen Abwurf der Blätter auf München, im Nachgang zur Bombardierung vom 19. und 20. September 1942 („Denk bei jeder Bombe dran…“).

 

Autor: Florian Notter
QUELLEN: Stadtarchiv Freising, Akten III, o. Nr. (Kriegsflugblätter).
LITERATUR (AUSWAHL): Jander, Thomas: Kriegsflugblätter der Anti-Hitler-Koalition (Artikel LeMO, Lebendiges Museum online u.a. des Bundesarchivs u. des Deutschen Historischen Museums Berlin); Janßen, Dietrich: Kriegsflugblätter. Die gewaltlose Beeinflussung. Propaganda der Alliierten im II. Weltkrieg über Ostfriesland und den angrenzenden Gebieten, 1996.

März 2022 - Eine Rathaus-Alternative - Nicht verwirklichte Pläne des Architekten Adolf Seiffhart zum Freisinger Rathaus-Neubau von 1904/05

In den Jahren 1904 und 1905 war der Freisinger Marienplatz eine Großbaustelle. Die Stadtpolitik unter der Führung von Bürgermeister Stephan Bierner (amt. 1899-1933) hatte kurz zuvor beschlossen, das spätmittelalterliche Rathaus abbrechen und an dessen Stelle einen Neubau errichten zu lassen. Als im Dezember 1905 das neue Rathaus nach 19-monatiger Bauzeit bezugsfertig war, konnte sich Freising glücklich schätzen über diesen geräumigen und gleichermaßen repräsentativen Bau. Architekt Günther Blumentritt hatte ein Gebäude geschaffen, das sich mit seiner regionalen Architektursprache und seiner überwiegend zurückhaltenden Fassadengestaltung bis heute gut in die – ebenfalls eher schlichte – Physiognomie der Bürgerstadt integriert, das aber zugleich Gestaltungselemente enthält, die seine Bedeutung als „erstes Haus“ der Stadt in angemessener Weise kenntlich machen.

Dem Rathaus-Neubau war ein Architektenwettbewerb vorausgegangen – der erste, den man im Zusammenhang mit einem städtischen Bauprojekt durchgeführt hatte. Die Organisation des Wettbewerbs hatte der „Oberbayerische Architekten- und Ingenieurverein“ übernommen, der bis heute als „Münchener Architekten- und Ingenieurverein“ fortbesteht. Von den insgesamt 35 eingesandten Projekten waren drei prämiert worden. Neben den ersten beiden Preisträgern Otto Schulz und Richard Senf ist vor allem der Name des dritten Preisträgers bemerkenswert: Paul Ludwig Troost, der später als „Erster Baumeister des Führers“ die Pläne u.a. zum „Führerbau“ und zum „Haus der (Deutschen) Kunst“ in München liefern sollte. Wie es bei Architekturwettbewerben nicht unüblich ist, hatte die Prämierung keinerlei Folgen für die Auswahl des zu realisierenden Entwurfs. Die Freisinger Stadtpolitik hatte sich, wie erwähnt, schlussendlich für das Projekt des Münchner Architekten Günther Blumentritt ausgesprochen.

Ein weiterer Architekt, der sich mit einem Entwurf am Wettbewerb beteiligt hatte, war der Münchner Adolf Seiffhart. Von seinem Rathaus-Projekt zeugen zwei Fassadenrisse, die sich im Stadtarchiv Freising erhalten haben: Sie zeigen zum einen die zum Marienplatz gewandte Schaufassade, zum anderen die langgezogene Hauptstraßenfassade (s. Abb.). Noch stärker als Blumentritt bedient sich Seiffhart Gestaltungselementen der Renaissance – eine Epoche, die nach Auffassung zahlreicher damaliger Architekten eine für Rathaus-Neubauten „ideale“ Architektursprache bereithielt. Augenfälliger Unterschied zu Blumentritts Projekt ist die insgesamt plastischere Ausgestaltung, die sich besonders durch den südöstlichen Eckerker mit welscher Haube sowie platzseitig durch den mittigen Rathausbalkon und die Treppe mit einer darüber liegenden Altane ergibt. Während bei Blumentritt der Schaugiebel das dominierende Element der Marienplatz-Fassade ist, fällt dieser bei Seiffhart viel dezenter aus; statt der Dachzinnen, mit welchen Blumentritt in Anlehnung an das gotische Vorgänger-Rathaus den Giebel abschloss, zeigt sich in Seiffharts Entwurf ein relativ flach gestaffelter Giebel, jeweils mit Muschelornamenten verbunden und durch kleine Obelisken untergliedert.

Über diesen Rathaus-Entwurf hinaus findet sich Seiffharts Name in den Jahren nach 1900 im Zusammenhang mit Freisinger Bauprojekten häufiger. Von seiner Hand stammen etwa Pläne zur Neugestaltung des „Furtnerkellers“ an der Wippenhauser Straße (1906); auch im Bereich des gegenüberliegenden, seinerzeit sogenannten „Villenviertels“ scheint er tätig gewesen zu sein. Seine Pläne zur Neugestaltung der Fassade des Posthalterhauses („Heindlhaus“, Obere Hauptstraße 18) wurden 1904 verwirklicht (der Giebel dieses Hauses weist deutliche Ähnlichkeiten zu Seiffharts projektiertem Rathaus-Giebel auf).

Adolf Seiffharts Rathaus-Projekt ist – neben demjenigen von Günther Blumentritt – das einzige, von dem sich originale Entwürfe erhalten haben. Anhand von groben Skizzen, die in seinerzeitigen Baufachzeitschriften wiedergegeben wurden, kann man sich zwar von einem Teil der anderen Wettbewerbs-Entwürfe ein ungefähres Bild machen – Originale ersetzen sie aber freilich nicht. Was im Einzelnen die Gründe dafür sind, dass die Überlieferung zum Freisinger Rathaus-Wettbewerb heute derart dünn ausfällt, muss offenbleiben.

 

Autor: Florian Notter
QUELLEN: Stadtarchiv Freising, AA II, v.a. Nr. 5612; ebd., Plansammlung, o. Nr.
LITERATUR (AUSWAHL): Lübbeke, Wolfram: Das Rathaus in Freising (31. Sammelblatt des Historischen Vereins Freising), Freising 1987, S. 1-39.

April 2022 - Freisinger Varieté 1921. Postkarten des Fotografen Josef Hofmann zu einer besonderen Veranstaltung des Freisinger Turnerbundes

In der Postkartensammlung des Stadtarchivs Freising befinden sich zwei Fotopostkarten, die anlässlich einer Varieté-Veranstaltung des Freisinger Turnerbundes gefertigt wurden. Aufführungstage waren der 21., 22. und – als Zugabe – der 26. Mai 1921. Aufführungsort war jeweils der Saal der Freisinger Großgastronomie „Kolosseum“ in der Unteren Hauptstraße. Beide Postkarten geben mit ihren eher ungewöhnlichen und witzigen Motiven einen Eindruck vom kreativen Programm, das sich die Turner seinerzeit haben einfallen lassen.

Auf der hochformatigen Karte sind zwei Männer und zwei Jungen zu sehen, die eine akrobatische Figur aufgebaut haben. Ihr Standort ist der rückseitige Hof eines Anwesens in der General-von-Nagel-Straße (Nr. 8). Die Szenerie, wie sie auf der querformatigen Karte wiedergegeben ist, spielt sich auf den – damals noch unbebauten – Ängern zwischen Anger- und Gartenstraße ab. Einer der dortigen Weiher bot acht als Frösche verkleideten Turnern eine passende Kulisse. Sie waren Teil des im Varietéprogramm angekündigten 11. Beitrags mit dem Titel „Ueberraschung“ – einer aufwändigen akrobatischen Tanzeinlage.

Um eine dauerhafte Erinnerung an das besondere Ereignis zu erhalten, wurden von den einzelnen Varieté-Gruppen Fotografien gefertigt, die dann als Vorlage für die Postkartenabzüge dienten. Allerdings geben die Motive weder den realen Aufführungszeitpunkt noch den Aufführungsort wieder. Vermutlich waren technische wie ästhetische Überlegungen der Grund dafür, hier Alternativen zu suchen. Im vollbesetzten Kolosseumssaal mit seinen begrenzten Beleuchtungsmöglichkeiten hätten die Fotografien in ihrer Qualität und Aussagekraft sicherlich gelitten. Standorte wie der Hof eines Stadthauses oder die Änger südwestlich der Stadt im hellen Frühlingslicht dürften vom Fotografen klar bevorzugt worden sein. Zudem hatten Aufnahmen außerhalb der Aufführungssituation den Vorteil, das Geschehen mit mehr Prägnanz inszenieren zu können.

Der Fotograf der beiden Varieté-Motive war – wie es auch auf der Unterschrift zu lesen ist – Josef Hofmann (1884-1955). Hofmann verfügte sowohl über eine Ausbildung als Buchdrucker als auch als Fotograf. 1914 hatte er in Freising ein eigenes Fotoatelier eröffnet, das sich spätestens 1921 im Eckhaus Kammergasse / Ziegelgasse befand und nach seinem Tod von seinem Schwiegersohn Franz Strasser („Foto Strasser“) weitergeführt wurde. Als besonders bedeutend zu werten sind Hofmanns Fotopostkarten, die er seit dem Ersten Weltkrieg und die 1920er Jahre hindurch zu unzähligen Freisinger Ereignissen produziert hat.

Noch einmal zurück zum Turnerbund-Varieté von 1921: Wahrscheinlich umfasste Josef Hofmanns Auftrag die Produktion von deutlich mehr Fotomotiven – das Programm mit seinen insgesamt 20 Einzelthemen hätte hier jedenfalls noch Einiges hergegeben. Möglicherweise gibt es in Freisinger Privatsammlungen zur damaligen Veranstaltung noch weitere Postkartenmotive.

Autor: Florian Notter
QUELLEN: Stadtarchiv Freising, Postkartensammlung (Provenienz: Sammlung Franz Bichler); ebd., Zeitungssammlung, Freisinger Tagblatt, 20.05. u. 24.05.1921.
LITERATUR: Notter, Florian: Aufbruch und Umbruch. Freising in Fotografien der Jahre 1900 bis 1920 (Kataloge des Stadtarchivs Freising 2), München 2017, S. 10.

 

Mai 2022 - Die Freisinger Seminarmadonna. Andachtsbilder aus dem 18. Jahrhundert

Zu den Einrichtungen, die das barockzeitliche Freising besonders nachhaltig prägten, gehörte die fürstbischöfliche Hochschule am Marienplatz (auch „Seminar“ oder „Lyzeum“ genannt). Sie hatte insgesamt 106 Jahre Bestand: 1697 war sie eröffnet, 1803 infolge der Mediatisierung und des Endes der fürstbischöflichen Herrschaft geschlossen worden. Die breite humanistische Lehre, die hier von Professoren des Benediktinerordens dargeboten wurde, hatte Studenten aus dem gesamten deutschsprachigen Raum angezogen. Eindrucksvolles Zeugnis des einstigen Hochschulbetriebs ist das weitgehend unverändert erhaltene Hochschulgebäude, eine Vierflügelanlage, die das Gelände zwischen Marienplatz und Stadtmoosach einnimmt (heute stark vereinfachend „Asamgebäude“ genannt). Räumlicher und baukünstlerischer Höhepunkt ist die ehemalige Hochschulaula mit den Deckenfresken von Georg Asam (seit 1949 als „Asamsaal“ bezeichnet).

Während des 18. Jahrhunderts war die Hochschulaula, die man zugleich auch als Hochschulkirche nutzte, ein bedeutender Ort der Spiritualität. Das spirituelle Interesse galt dabei einer Marienfigur, die man dort kurz nach Vollendung der Aula im Jahr 1709 auf dem Hauptaltar aufgestellt hatte (ungefähr im Bereich der heutigen Theaterbühne). Diese Figur war wenige Jahre zuvor, 1703, vom Rhetorikprofessor Pater Wolfgang Rinswerger beim Münchner Hofbildhauer Wolfgang Leuthner in Auftrag gegeben worden. Hintergrund für diese Bestellung war die Tätigkeit der Freisinger Marianischen Kongregation, die Rinswerger 1698 ins Leben gerufen hatte. Ihr gehörten Studenten, Bürger, aber auch Fürstbischof Johann Franz Eckher sowie verschiedene Domkapitulare an. Die Mitglieder dieser Vereinigung verpflichteten sich zu einer gottgefälligen und frommen Lebensweise. Die Marienfigur, für die zeitgenössisch bald die Bezeichnung „Seminarmadonna“ gebräuchlich wurde, sollte spiritueller Mittelpunkt der Kongregation sein. Jährlicher Höhepunkt der Marienverehrung der Kongregation war eine Messe im Freisinger Dom, die am 8. Dezember, dem Hochfest Mariä Empfängnis, gefeiert wurde. Zu diesem Anlass wurde die Seminarmadonna stets von der Hochschulaula in den Dom getragen.

Die Verehrung der Madonna reichte bald über den Kreis der Kongregation hinaus. Nicht nur Einwohner der Stadt, auch auswärtige Personen suchten die Hochschulaula in großer Zahl auf, um vor der Marienfigur zu beten. Die Popularität der Freisinger Seminarmadonna führte zu zahlreichen bildlichen Darstellungen der Figur – von großformatigen Ölgemälden bis hin zu kleinen „Andenken“ in Form von Medaillen, Andachtsbildern oder entsprechend bemalten Bierkrügen. Während die Originalfigur, die 1820 in die Freisinger Wieskirche überführt wurde, seit 1848 verschollen ist, haben sich von den seinerzeit gefertigten zweidimensionalen Kopien viele Exemplare erhalten, so etwa in den Sammlungen des Diözesanmuseums oder auch des Freisinger Stadtmuseums.

In der Graphischen Sammlung des Stadtarchivs Freising finden sich aktuell sieben Andachtsbilder mit dem Motiv der Freisinger Seminarmadonna, davon stammen sechs aus dem 18. und eine aus dem 19. Jahrhundert. Zumeist handelt es sich dabei um Kupferstiche, in der Regel auf Papier, in einem Fall auf einen textilen Grund gedruckt. Eines der Bilder ist als reine Stickarbeit ausgeführt (vgl. Abb.). Alle Bilder zeigen die Seminarmadonna in ihrer typischen Darstellung als Maria Immaculata: auf einer Weltkugel stehend, mit einem Fuß auf einer Mondsichel und dabei eine Schlange (Symbol der Erbsünde) zertretend; mit ausgebreiteten Armen ohne Kind, in einer Hand ein Lilienszepter haltend; auf dem Kopf ein Blumenkranz, darüber ein zwölfteiliger Sternenkranz.

 

AUTOR: Florian Notter
QUELLEN: Stadtarchiv Freising, Graphische Sammlung.
LITERATUR: Feiler, Bernd: Freisinger Seminarmadonna, in: Anneser, Sebastian et al. (Hg.): Madonna. Das Bild der Mutter Gottes (Kataloge und Schriften des Diözesanmuseums für christliche Kunst des Erzbistums München und Freising 32), Lindenberg im Allgäu 2003, S. 221-222; Götz, Ulrike: Fayencekrug mit der Darstellung der Lyceumsmadonna, in: Dies. (Hg.): 100 Einblicke in das Freisinger Stadtmuseum (45. Sammelblatt des Historischen Vereins Freising), Freising 2022, S. 126-127; Hahn, Sylvia: Freisinger Seminarmadonna, in: Fahr, Friedrich et al. (Hg.): Freising. 1250 Jahre Geistliche Stadt (Kataloge und Schriften des Diözesanmuseums für christliche Kunst des Erzbistums München und Freising 9), München 1989, S. 362; Hildebrandt, Maria: Der Streit um eine Marienfigur und die Jungfrauen von Freising, in: Amperland 32 (1996), S. 416-422; Lehrmann, Günther: Maurus Debler 1765-1844. Benediktiner von Weihenstephan, Exkonventual und Kalenderaufzeichner, Seelsorger in Freising, in: Glaser, Hubert (Hg.): Freising wird bairisch. Verwaltungsgeschichtliche und biographische Studien zur Wende von 1802 (37. Sammelblatt des Historischen Vereins Freising), Regensburg 2002, S. 242; Meichelbeck, Carl: Kurtze Freysingische Chronica […], Freising 1724, S. 314; Schwarzenberger-Wurster, Monika: Die Freisinger Seminarmadonna, in: Anneser, Sebastian et al. (Hg.): Asam in Freising (Kataloge und Schriften des Diözesanmuseums für christliche Kunst des Erzbistums München und Freising 45), Regensburg 2007, S. 146-147.

Juni 2022 - "Removal of Nazi Names and Insignia" - Captain Snow und sein Befehl vom 2. Juni 1945

Eines der zentralen Ziele der Alliierten nach der Besetzung Deutschlands 1945 war die vollständige Beseitigung der nationalsozialistischen Ideologie. Nie mehr wieder sollte dieses totalitäre, rassistische, antisemitische, antidemokratische und in unvorstellbarer Weise menschenverachtende Gedankengut, dem Millionen von Menschen zum Opfer gefallen waren, seine vernichtende Wirkung entfalten können. Für diese Politik wurde der Begriff der „Entnazifizierung“ (engl. „denazification“) geprägt. In erster Linie ging es hier den vier alliierten Besatzungsmächten, die im Rahmen der Entnazifizierung freilich unterschiedliche Motive verfolgten, um die Identifikation von Verantwortungsträgern und deren Bestrafung. Im weiteren Sinne wurde unter Entnazifizierung auch die Zerschlagung von NS-Organisationen und die Beseitigung von nationalsozialistischen Namen oder Symbolen verstanden.

In Freising begann die US-Militärregierung, unmittelbar nachdem sie die Stadt am 29. April 1945 besetzt hatte, mit der Überprüfung von Parteimitgliedern der NSDAP und ihrer Unterorganisationen. In der Folge kam es zu zahlreichen Verhaftungen, viele Personen mussten ihre öffentlichen Ämter aufgeben. Parallel dazu traf die Militärregierung eine erste Anordnung zur Entfernung aller Namen und Symbole, die mit dem Nationalsozialismus in Verbindung standen. Unterm 2. Juni 1945 richtete US-Stadtkommandant Captain Albert G. Snow ein entsprechendes Schreiben an Bürgermeister Emil Berg (s. Abb.). Darin forderte er die Stadt auf, sämtliche betroffenen Örtlichkeiten – in Freising waren das vorwiegend Straßen – mit neuen Namen zu versehen und zugleich alle NS-Symbole zu beseitigen. Als Frist für die Umsetzung dieser Maßnahmen setzte er den 4. Juli 1945 fest.

Ein weiteres von Captain Snow verfasstes Schreiben, das vom 3. August 1945 datiert, zeigt, dass die Stadtverwaltung der Anordnung vom Juni zwischenzeitlich noch keineswegs nachgekommen war. So forderte der Stadtkommandant erneut und mit Nachdruck, die Umbenennungen von Straßen und die Entfernung von NS-Symbolen anzugehen. Binnen weniger Wochen wurde nun Snows Befehlen entsprochen. Am 21. August konnte Bürgermeister Berg in den „Bekanntmachungen für Stadt und Kreis Freising“, dem wichtigsten Printmedium der Freisinger Nachkriegszeit, die neuen Straßennamen vermelden. An erster Stelle steht hier die „Adolf-Hitler-Straße“ und daneben ihr neuer Name, der nun für einige Monate „Captain-Snow-Straße“ lautete (spätestens 1946 hieß die Straße wieder „Obere Hauptstraße“).

Nicht ganz ohne Aufwand gestaltete sich die Beseitigung der zahlreichen NS-Symbole im Stadtgebiet. Neben solchen innerhalb privater Anwesen dürfte das besondere Augenmerk der US-Militärregierung den größeren Wandgemälden an öffentlichen Gebäuden gegolten haben; dies betraf vor allem Gemälde am Stadtschreibereigebäude in der Bahnhofstraße (Reichsadler mit dem Spruch „Ein Volk Ein Führer Ein Wille“) sowie am Stauberhaus am Marienplatz (Aufbau des „neuen Staates“ durch Arbeiter unter Aufsicht eines Mannes in SA-Uniform). Während diese Wandgemälde schlicht übermalt wurden, musste man bei der Adler-Skulptur vor der „General-von-Stein-Kaserne“ zu Hammer und Meißel greifen, um das Hakenkreuz herauszuschlagen.

Ende August 1945 war Freising von den Namen und Symbolen des Nationalsozialismus also weitgehend befreit – ganz im Gegensatz zu dessen Gedankengut, das sich noch viele Jahre und Jahrzehnte in den Köpfen so mancher Bürgerinnen und Bürger halten sollte und leider auch heute nicht ganz verschwunden ist.

Autor: Florian Notter
QUELLEN: Stadtarchiv Freising, Registratur nach 1945, Nr. 04700086.
LITERATUR: Feiler, Bernd: Georg Liebhart, in: Götz, Ulrike (Hg.): Freising im Visier. Die bemalten Schützenscheiben der Freisinger Feuerschützen seit 1684 (43. Sammelblatt des Historischen Vereins Freising), Freising 2015, S. 315-316; Hoser, Paul: Entnazifizierung, in: Historisches Lexikon Bayerns, publiziert am 05.02.2013 (zuletzt aufgerufen am 20.05.2022); Notter, Florian: Ehemalige Artilleriekaserne mit Reichsadler-Skulptur (um 1940) (Archivstück des Monats, Januar 2019), siehe: Archivstücke 2019 | Stadt Freising; Wandinger, Anton: Freising von 1945 bis 1950 (21. Sammelblatt des Historischen Vereins Freising), Freising 1950.

Juli 2022 - Idylle hoch über der Moosach - Das Naturfreundehaus bei Hangenham auf Fotografien von Carl Koislmaier (um 1930)

Es ist sicherlich einer der schönsten Plätze der Freisinger Gegend: Das Naturfreundehaus zwischen Rudlfing und Hangenham. Seine exponierte Lage an der tertiären Hangkante ermöglicht einen unvergleichlichen Blick ins Land – auf die Riegerau und die Hirschau und auf die Weite der Münchner Schotterebene mit all ihrer Ambivalenz. Direkt unter dem Naturfreundehaus schlängelt sich die Moosach durch eine dichte Auenlandschaft; anders als im Freisinger Moos in einem noch weitgehend natürlichen Flusslauf, mal schmäler, mal breiter und mit zahlreichen Windungen; es sind die letzten Kilometer der Moosach, bevor sie auf der Höhe von Oberhummel in der Isar aufgeht.

Die noch weniger stark beeinträchtigte Natur und die Idylle waren zu Beginn der 1920er Jahre ausschlaggebend dafür, dass sich die Freisinger Naturfreunde hier niederließen. Die Naturfreundebewegung war Ende des 19. Jahrhunderts in Österreich entstanden, breitete sich aber rasch im gesamten deutschsprachigen Raum – und später auch darüber hinaus – aus. Hauptanliegen war es, für Arbeiterinnen und Arbeiter mit seinerzeit niedrigen Einkommen günstige Freizeitmöglichkeiten in den heimischen Wäldern, Wiesen und Bergen zu schaffen und dabei jeweils Interesse und Verständnis für die Bedürfnisse der Natur zu wecken. Im Kern entspricht das auch heute noch dem Grundgedanken der Tätigkeit der Naturfreunde. Zentrale Bedeutung kam (und kommt) dabei den Naturfreundehäusern zu – als gesellschaftlicher Mittelpunkt einer jeweiligen regionalen Ortsgruppe und auch als Übernachtungsmöglichkeit für Gäste.

So verhielt es sich auch beim Haus der Freisinger Naturfreunde. Abgelegen von der Stadt, den überwiegend beengten Wohnverhältnissen und den Arbeitsorten war es hier möglich, auf andere Gedanken zu kommen. Errichtet wurde das Haus 1924, zwölf Jahre nach der Gründung der Ortsgruppe der Freisinger Naturfreunde. Es stand 70 Jahre und sollte schließlich in den Jahren 1994/95 durch den heutigen Neubau ersetzt werden.

Wenige Jahre nach der Eröffnung des Hauses, in den Jahren um 1930, hatte sich der junge Freisinger Geschäftsmann und versierte Fotograf Carl Koislmaier (1905-1953) mehrfach auf den Weg dorthin gemacht. Einige Fotografien, die er seinerzeit geschossen hat, zeigen, wie das Naturfreundehaus in den Anfangsjahren ausgesehen hat – und auch, wie lebhaft es dort mitunter zuging.

Autor: Florian Notter
QUELLEN: Fotosammlung Koislmaier-Haslberger (für die freundliche Zurverfügungstellung der Bilder sei Frau Franziska Haslberger, Freising, ausdrücklich gedankt).
LITERATUR: Naturfreunde Freising (Hg.): 60 Jahre Naturfreundehütte Hangenham, 1984; Naturfreunde Freising (Hg.): Die neue Naturfreundehütte Hangenham, o.J. (verm. 1995).

Oktober 2022 - Drinnen und draußen - Instruktion für die Freisinger Stadttor-Wächter von 1677

Das historische Freising war – wie die meisten mittelalterlichen Städte – ein umgrenzter, nach außen abgeschotteter Raum. Eine Wehrmauer mit vorgelagertem Graben (im Norden) und einzelne Moosacharme (im Osten und Süden) markierten mehr oder weniger klar die Stadtgrenze. Bis ins frühe 19. Jahrhundert besaß diese Grenze rechtliche Relevanz – sie machte den Unterschied zwischen „drinnen“ und „draußen“. Wer innerhalb der Stadt wohnte – sei es mit Bürgerstatus oder lediglich als „Inwohner“ –, der konnte sich einigermaßen sicher fühlen und verfügte zudem über deutlich mehr Rechte und Freiheiten als ein Landbewohner.

Um den privilegierten und dadurch auch besonders begehrten Stadtraum zu schützen, wurde der Zugang zur Stadt reglementiert und durchgehend kontrolliert. Diese Kontrolle erfolgte an den fünf Stadttoren: am Veitstor (Ende der Oberen Hauptstraße), am Ziegeltor (Ende der Ziegelgasse), am Murntor (Ende der General-von-Nagel-Straße), am Isartor (Ende der Heiliggeistgasse) sowie am Münchner Tor (Ende der Bahnhofstraße). An jedem dieser Tore beschäftigte die Stadt einen Torwächter, der die zu Fuß oder per Wagen passierenden Personen einschließlich der mitgeführten Güter überwachte. Um den Torwächtern eine einheitliche Norm an die Hand zu geben, wie sie ihren Dienst zu verrichten hatten, erließ der Stadtrat im Januar 1677 einen entsprechenden Instruktionstext, wohl in Zusammenarbeit mit dem fürstbischöflichen Hofrat (s. Abb.). Dieser Instruktion dürfte ein älterer Text vorausgegangen sein, der sich aber nicht erhalten hat.

Geregelt wurde in der Torwächter-Instruktion unter anderem die Zeit der Torbewachung beziehungsweise der Torsperre. Demnach waren die Stadttore im Sommer von 4.30 Uhr bis 22 Uhr geöffnet. Über die morgendliche Öffnung in den Wintermonaten ist nichts angegeben, vermutlich fand sie etwas später statt als im Sommer; die Abendsperre wurde im Winter bereits um 21 Uhr vorgenommen. Für die damaligen Freisingerinnen und Freisinger hieß das also, dass sie in den Nachtstunden die Stadt weder verlassen noch betreten konnten. Wer von außerhalb nicht rechtzeitig das Tor erreichte, musste sich vor der Stadt einen Schlafplatz suchen.

Besonders breiten Raum nahmen in der Instruktion diejenigen Vorschriften ein, die sich mit den Personen und sozialen Gruppen befassten, denen der Zutritt in die Stadt verwehrt bleiben sollte. In erster Linie betraf das Bettler, ferner auch „vagierente Handwerchs Gesöllen“ und „anders herrnloßes Gsündl, welche nit umb Dienste oder Arbeit willen herein begehrn“, sondern weil sie von den Einwohnern Almosen erbetteln würden. Sofern eintretende Personen (z.B. Handwerker) Passbriefe bei sich hatten, gestaltete sich der Zugang in der Regel leichter – außer die betreffende Person kam „von inficiert, unnd andern verdechtigen Orthen“, sprich: aus Städten, die gerade von einer Seuche heimgesucht wurden (die Herkunft konnte der Torwächter anhand des Passbriefs erkennen).

Wert gelegt wurde schließlich auch darauf, dass die Freisinger Torwächter ein angemessenes Bild von sich abgaben. Sie sollten sich nicht „niderlegen, oder schlaffen, oder vergebens wie die Martersaulen dastehen“. Wenn der Fürstbischof oder höhere Hofbeamte das Tor passierten, hatte jeder Wächter seine Hellebarde oder eine andere Waffe zu präsentieren.

Bei Nichtbeachtung der einzelnen Vorschriften drohte einem Torwächter die „Spot unnd Schandt Straff“, also die Ankettung und Zurschaustellung am Pranger auf dem Marienplatz.

Autor: Florian Notter
QUELLEN: StadtAFS, A I, Nr. 1 („Annotationes“, 1753), fol. 407r-411r.

November 2022: Das Lerchenfelder Brücktor - Über ein sehr kurzlebiges Freisinger Bauwerk

Auf dem südlichen Brückenkopf der Freisinger Isarbrücke stand einst ein massiver Torbau. Anders als es die unzähligen Foto- und Postkartenmotive, die es von diesem Tor gibt, glauben machen, existierte es tatsächlich nur wenige Jahrzehnte – genaugenommen 36 Jahre, von 1912 bis 1948. Das Tor darf man daher wohl als eines der kurzlebigsten Bauwerke der Freisinger Stadtgeschichte bezeichnen.

Als das Brücktor 1912 im Auftrag des königlich-bayerischen Straßen- und Flussbauamtes München errichtet wurde, ging es nicht eigentlich darum, an dieser Stelle ein Tor zu bauen. Das tatsächliche Motiv war ein anderes und deutlich moderneres: Eine Hochspannungsleitung, die vom Elektrizitätswerk Moosburg in Richtung München geführt wurde, benötigte in diesem Bereich einen neuen und stabilen Tragmasten. Das erst 1907 zu diesem Zweck bei der Brücke aufgestellte Leitungsgerüst musste aufgrund der umfassenden Hochwasserschutzbauten und der südseitigen Erweiterung der Isarbrücke um zwei Flutbögen (1910 bis 1912) aufgegeben werden. Mit der Brückenerweiterung sah man die Chance, eine geeignete Lösung für den notwendigen Tragmasten zu finden – in Form eines historisch anmutenden Torbogens.

Es entsprach durchaus jener Zeit, das Erscheinungsbild eines rein funktionalen Bauwerks zu kaschieren und architektonisch zu überformen – insbesondere dann, wenn man dem Gebäude oder seiner städtebaulichen Umgebung eine herausgehobene Bedeutung zumaß. Bei der Erweiterung der 1893/94 errichteten Freisinger Isarbrücke spielte dieser Umstand eine Rolle. Auch wenn es sich hier um eine staatliche Baumaßnahme handelte, so dürfte die Stadtpolitik um Bürgermeister Stephan Bierner (amt. 1899-1933) Einfluss darauf genommen haben. Es lag damals sicherlich in ihrem Interesse, für den Bereich der Isarbrücke mit dem Panoramablick auf den Domberg eine andere Lösung zu finden, als dort einen hohen Eisentragmasten aufzustellen. Das Brücktor mit seiner historisierenden Formensprache ist als zeittypischer Lösungsansatz für dieses ästhetische Problem zu werten.

Wer sich also von 1912 an von Lerchenfeld her über die Isarbrücke in die Innenstadt aufmachte, der musste dieses große Tor passieren. Das an der südlichen Torseite angebrachte Freisinger Stadtwappen suggerierte, dass die Stadt erst hier begann und Lerchenfeld nicht so recht zu ihr gehörte. Im Lauf der Zeit, wohl während der 1920er Jahre, verlor das Brücktor seine eigentliche Funktion als Tragkonstruktion für die Hochspannungsleitung. Sämtliche Isolatoren und Kabel, die im oberen Bereich des Tores befestigt waren, wurden entfernt. Zuletzt war es nur mehr ein architektonisches Ornament der Isarbrücke.

Die kritischen letzten Kriegswochen, den Fliegerangriff am 18. April und die Teilsprengung der Isarbrücke am 29. April 1945, hatte das Brücktor unbeschadet überstanden. Der Wiederaufbau und die verkehrsmäßige Ertüchtigung der Brücke in den Jahren 1946 bis 1948 bereiteten dem Tor aber schließlich das Ende. Zwar hatte der Verwaltungsausschuss des Freisinger Stadtrates in seiner Sitzung vom 14. Juni 1948 dem Tor durchaus die Eigenschaft eines „Wahrzeichens“ zuerkannt; die Verbreiterung der Fahrbahn hätte jedoch für die beidseitigen Gehwege Durchbrüche durch die Torpfeiler zur Folge gehabt. Den dafür erforderlichen Kostenaufwand wollte seinerzeit niemand tragen – schon gar nicht der bayerische Staat, der 1937 zwar die Baulast an der Brücke auf die Stadt abwälzen konnte, nicht aber für das Brücktor. Es befand sich nach wie vor in seinem Besitz.

Am Sonntag, dem 21. November 1948, morgens um 8.15 Uhr, konnte man in Freising einen dumpfen Knall wahrnehmen: Das Brücktor wurde gesprengt und fiel in sich zusammen.

AUTOR: Florian Notter
QUELLEN: StadtAFS, AA II, Nr. 3370 (mit Plänen) u. 5722; ebd., B II, Protokoll des Stadtrats-Verwaltungsausschusses 1948, Nr. 206 (14.06.) u. Nr. 386 (13.09.); ebd., Druckschriftensammlung, Verwaltungsbericht der Stadt für 1911/12; ebd., Zeitungssammlung, Freisinger Tagblatt, 07.05.1907, u. Isar-Post/Neues Freisinger Tagblatt, 21.10., 18.11., 23.11.1948, u. Freisinger Zeitung, 24.11.1948.
LITERATUR: Gruber, Hans: Felder, Lerchen und unsere Stadt. Die ungewöhnliche Geschichte von Lerchenfeld, Freisings größtem Stadtteil, v.a. S. 107-111 u. 176; Notter, Florian: Freising in der Frühzeit der Fotografie. 60 Aufnahmen aus den Jahren 1860 bis 1900 (Kataloge des Stadtarchivs Freising 1), München 2015, S. 154-155.

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