Umbau Obere Altstadt vor Fertigstellung

Neugestaltung mit Moosach-Öffnung belebt und stärkt das Einkaufszentrum

Thema des Monats: Dezember 2022

Mitte Dezember 2022 ist es soweit: Der größte Teil der Arbeiten zur Neugestaltung der Oberen Hauptstraße samt Moosach-Öffnung wird nach zweieinhalb Jahren Bauzeit weitgehend abgeschlossen sein. Dann können alle Freisingerinnen und Freisinger sowie Gäste den umgestalteten Stadtraum mit einem erlebbaren Bachlauf genießen, zum Flanieren und Aufenthalt nutzen und Neues entdecken.

Wie groß die Vorfreude auf die Obere Altstadt mit dem niveaugleichen Straßenausbau und dem sichtbaren Gewässer ist, hat sich schon während der Arbeiten gezeigt: Sobald eine zusammenhängende Fläche gepflastert war, stellten Wirtsleute ihre Sitzmöbel auf. Hier, unweit von Baumaschinen und Absperrbarken, machten es sich die Besucher*innen ebenso wie auf den Treppen zur Moosach gemütlich. Jetzt läuft der Countdown, bis der Umbau abgeschlossen ist – zweifellos eine Erleichterung für anliegende Geschäfte und Bewohner*innen, die viele Belastungen in Kauf genommen haben.

Freising genießt die Neugestaltung

Was lange währt, wird endlich gut!

Der Weg zu einem Stadtraum, in dem die Menschen im Mittelpunkt stehen, dauerte einige Zeit. Dazu ein kurzer Blick in die Geschichte: Eine mittige Häuserzeile in der Oberen Hauptstraße war zwischen 1834 und 1836 abgebrochen worden; im späten 19. Jahrhundert wurde die Stadtmoosach im westlichen Abschnitt überdeckt und 1905 das Kriegerdenkmal aufgestellt. Aufgrund dieser Ereignisse war Anfang des 20. Jahrhunderts ein eindrucksvoller, sich weit öffnender Platz entstanden. Eine wesentliche Umgestaltung in den 1950-er und 1960-er Jahren folgte dem Prinzip der autogerechten Stadt. Der motorisierte Individualverkehr bekam absoluten Vorrang, schmale Gehwege wurden am Rand der Hausfassaden situiert und das Kriegerdenkmal markierte das Zentrum: eines innerstädtischen Parkplatzes.

Im Jahr 1977 ließ die Stadt Freising ein Strukturkonzept für die Innenstadt fertigen, in dem die Stadtmoosach erstmals wieder als offener Bach abgebildet war. Seit dieser Zeit gab es ein Hin und Her, ein Abwägen des Für und Wieder einer streckenweisen Öffnung des Stadtbachs. Als unter breiter Öffentlichkeitsbeteiligung von 2009 bis 2011 das „Integrierte Innenstadtentwicklungskonzept“ erstellt und einstimmig durch den Stadtrat beschlossen wurde, war – neben dem niveaugleichen Ausbau der Hauptstraße – die abschnittsweise Aufdeckung der Moosach Herzstück der Planung. Bei einem Bürgerentscheid 2014 plädierten die Freisinger*innen mit 74 Prozent eindeutig für die Öffnung der Stadtmoosach in der Oberen Hauptstraße.

Sanierung der Stadtmoosach

Als dritte Etappe – nach der Unteren Altstadt mit Heiliggeistgasse und General-von-Nagel-Straße sowie der Unteren Hauptstraße bis zur Einmündung Amtsgerichtsgasse –  ging die Neugestaltung der Oberen Altstadt im Frühjahr 2020 los. Zunächst standen Abbruch und Neubau der Stadtmoosach im Mittelpunkt, was aufgrund der maroden Ufermauern ohnehin zwingend erforderlich war und aufgrund des hoch anstehendes Grundwassers sehr aufwendige Bauweisen notwendig machte. Zum begehrten Fotomotiv wurde der Bachlauf im Juni 2020: Erstmals seit der letztmaligen Sanierung Mitte der 1980-er Jahre war die Moosach wieder zu sehen.

In sechs Bauabschnitten wurde dann von der Sackgasse in Richtung Schiedereck (Bahnhofstraße) das sanierungsbedürftige Bachbett entfernt und neu hergestellt. Dabei galt es, den dauerhaften Wasserdurchfluss zu organisieren sowie für ein mögliches Hochwasserereignis Vorsorge zu treffen – Beides große Aufgaben während der Bauzeit. Im Bereich zwischen der Sackgasse und Hirtlederergasse erhielt die Moosach wieder einen Deckel und ihr Verlauf wurde mit einem dunklen Naturstein gepflastert. Sichtbar fließt der Bachlauf zwischen Hirtlederergasse und Bahnhofstraße. Brücken gliedern ihn in vier unterschiedlich große Öffnungen, die über großzügige Sitzstufen und Treppen einen Zugang zum Gewässer ermöglichen.

Neues Lebensgefühl

Seit Anfang 2022 lag der Arbeitsschwerpunkt bei der Neugestaltung der Oberflächen. Von der Karlwirt-Kreuzung in Richtung Osten sowie im Bereich der Bahnhofstraße und Am Wörth erhielten die Straßen ein begehfreundliches Granitmaterial. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Durch das Auflösen der Trennung in Fahrbahn und Gehwege ist der Stadtraum wieder von Fassade zu Fassade erfahr- und begehbar. Passantinnen und Passanten können den gesamten Stadtraum nutzen und die Cafés, Restaurants und Bars beleben den öffentlichen Raum. Die Sitzstufen entlang der Moosach, die inzwischen zum großen Teil mit Holzauflagen ausgestattet sind, laden zum Verweilen ein. Hier ist eine ganz neue Art der Aufenthaltsqualität entstanden, die es so in Freising noch nie gab.

Fischmosaike als Kunst am Bau

Die Ufermauern der Moosach bieten außerdem glänzende Hingucker: In drei der vier Öffnungen wurde ein besonderes Kunstwerk integriert. Die Münchener Künstlerin Elke Härtel hat ein großformatiges Bild mit überwiegend heimischen Fischarten entworfen, die durch die Moosach auf- und abschwimmen. In jedem Becken passiert dabei etwas Besonderes; sogar ein Krake aus der Südsee ist in Freising zu Gast. Gefertigt hat die im Sonnenlicht glänzenden, mit Glasmosaiken gefüllten Fischsilhouetten mit viel Liebe zum Detail die Mayersche Hofkunstanstalt aus München, ein Atelier mit internationalem Renommee.

Oberhalb der Fischmosaike ziert ein skulpturales Geländer die Mauerkrone, das viel mehr ist als nur eine technische Absturzsicherung. Wer genau hinsieht, kann in der Gestaltung des Geländers Elemente aus dem Freisinger Stadtwappen wie die gerundeten Füße oder die bayerischen Rauten erkennen. Das Metallgeländer ist farblich zurückhaltend in einem cremigen Beige gehalten. Als schmückende Brüstung prägt es den Stadtraum und zeichnet den Moosachverlauf nach. Hier bietet sich die Möglichkeit, den lebendigen Bachlauf zu betrachten und dem Treiben zuzusehen. Daher sollte das Geländer nicht als Fahrradständer genutzt, sondern freigehalten werden.

Fischmosaike & schmückendes Geländer

Nachhaltiges Versorgungsnetz

Parallel zu den Arbeiten an der Stadtmoosach und den Oberflächen investiert die Stadt Freising in die Infrastruktur der unterirdischen Ver- und Entsorgungsleitungen. In der Oberen Hauptstraße wie im gesamten Altstadtbereich wurden alle Gas-, Wasser-  Strom- und Abwasserleitungen saniert bzw. erneuert. Ein weiterer Schwerpunkt war die Integration eines Fernwärmenetzes, das die Innenstadt klimafreundlich mit Wärme versorgt.

Stärkung des innerstädtischen Grüns

Im Zuge der Neugestaltung der Freisinger Innenstadt werden verschiedene Bausteine verwirklicht, um die Begrünung qualitativ und quantitativ zu verbessern. Ziel ist es, besser mit den Auswirkungen des Klimawandels umzugehen sowie das historische Zentrum attraktiver zu gestalten und die Aufenthaltsqualität zu erhöhen.

Die Altstadt profitiert auf unterschiedlichste Weise von innerstädtischer Vegetation. Blühendes Grün wertet die Straßen auf, hilft bei der Orientierung und stärkt die Identität von Orten. An heißen Tagen spenden Bäume Schatten und kühlen unsere Stadträume. Bäume erbringen also wichtige Ökosystem-Dienstleistungen, wenngleich Innenstädte einen nicht-natürlichen Lebensraum darstellen, der entsprechende Pflege erfordert.

Im Vergleich zu früheren Jahren ist Freisings City deutlich grüner geworden. Das bestehende innerstädtische Grün gilt es zu erhalten und zu fördern, um die klimaökologische Situation in Freising langfristig weiter zu verbessern. Wo immer möglich, wird auf den Fortbestand von Bestandsbäumen geachtet. Bei Neupflanzungen wird Bäumen ausreichend und gut durchwurzelbares Substratvolumen sowie ein großzügiges Quartier zur Verfügung gestellt, damit sie bestmöglich wachsen können.

Baumpflanzungen ab 21. November 2022

In der Oberen Hauptstraße, Am Wörth und in der Bahnhofstraße gab es bereits vor dem Umbau Bäume, die leider in einem überwiegend sehr schlechten Zustand waren. Als Neupflanzungen sind in diesem Bereich jetzt insgesamt 17 klimaangepasste Bäume vorgesehen: entlang der Moosach fünf Traubenkirschen „Tiefurt“, bei der Einmündung der Sackgasse eine Grau-Erle und zwei Rotahorn, im Bereich der Karlwirt-Kreuzung drei Felsenbirnen und im Bereich Am Wörth insgesamt sechs Amberbäume.

Wo es aufgrund der Versorgungsleitungen oder organisatorischen Gründen nicht möglich ist, für Bäume ein dauerhaftes, unterirdisches Quartier zu schaffen, wird mit mobilen Pflanzelementen begrünt: Entlang der gesamten Hauptstraße werden große Pflanzkübel aus Stahl mit Holzverkleidung die bunten Wanderbäume ersetzen. Auch begrünte Wände können einen Beitrag zur Lebensqualität in der Innenstadt leisten. Im Rahmen der Neugestaltung der Innenstadt werden daher an geeigneten Stellen Fassadenbegrünungen umgesetzt.

Rückkehr des Kriegerdenkmals

Als städtebaulich und historisch wichtiges Element findet selbstverständlich das Kriegerdenkmal seinen Weg zurück in die Obere Hauptstraße. Im Frühjahr 2020 durch einen spezialisierten Steinmetz demontiert und in einer Werkstatt sorgsam restauriert, begannen ab Herbst 2022 die Vorbereitungen für den Wiederaufbau. Die eigentlichen Arbeiten erfolgen nach der Winterpause. Dabei hat das Monument einen neuen Platz gefunden: Im Vergleich zu früher wurde es um etwa sechs Meter in nordöstliche Richtung versetzt. Jetzt markiert es mehr denn je den Stadtplatz und definiert gemeinsam mit der Moosach den eindrücklichen Erlebnisraum der Oberen Hauptstraße.

Geänderte Verkehrsführung

Mit Fertigstellung der Neugestaltung wird auch die Obere Altstadt als verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesen. Schon seit August 2022 können motorisierte Fahrzeuge nicht mehr über die Karlwirt-Kreuzung in die Obere Hauptstraße einfahren. Zum einen wird mit dieser Maßnahme die Altstadt vom Verkehr entlastet und so die Aufenthaltsqualität erhöht. Weiterhin entstanden rund um die belebte Karlwirt-Kreuzung abgesicherte Fahrradstrecken.

Festliche Eröffnung im Frühjahr 2023

Wenn Mitte Dezember die Hauptarbeiten erledigt sind, wird mit einem „Straßenadvent“ die Verkehrsfreigabe begangen. Ein öffentlicher Festakt wird dann im kommenden Frühjahr, voraussichtlich am 16. Mai 2023, stattfinden. Bis dahin werden auch kleinere Pflasterarbeiten sowie die Installation von Fahrradständern und weiterem Mobiliar erledigt sein. Der östlichste Moosach-Abschnitt kann wegen Lieferproblemen ebenfalls erst 2023 fertiggestellt werden.

Aktuelle Informationen zum Innenstadtumbau gibt es auf der eigenen Webseite zur Neugestaltung: https://innenstadt.freising.de

Nach oben