Blühwiesen für die Artenvielfalt

Einfluss von Zeitpunkt und Häufigkeit der Mahd

Thema des Monats: Oktober 2022

An immer mehr Standorten im Stadtgebiet von Freising und ebenso im Freisinger Moos gedeihen Blühwiesen. Dort summt und brummt es, Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und andere Insekten werden von den Blüten nahezu magisch angezogen. Solche Flächen leisten einen wichtigen Beitrag für den Erhalt und zur Förderung der Artenvielfalt. Die Stadt Freising engagiert sich seit vielen Jahren dafür, naturnahe Lebensräume für seltene, schützenswerte Pflanzen und Tiere zu schaffen. Dabei kommt ein ausgeklügeltes Pflegekonzept zum Einsatz, um den Böden die Nährstoffe zu entziehen und somit eine größere biologische Vielfalt zu erreichen.

Artenreiche Wiesen im Freisinger Moos und im Stadtgebiet

Artenreiche Wiesen in größerem Umfang gibt es im Freisinger Moos, meist als Ausgleichsflächen der Stadt für Baumaßnahmen. Diese ökologisch aufgewerteten Areale sind besonders wertvoll, weil für Flora und Fauna zusammenhängende Lebensräume zur Verfügung gestellt werden können.  So gedeihen dort wieder seltene, ortstypische Pflanzen und gefährdete Tierarten wie der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling.

Auch innerhalb des Freisinger Stadtgebiets sind in den vergangenen Jahren auf öffentlichen Flächen zahlreiche Blühwiesen entstanden – so an der Rotkreuzstraße, der Alois-Steinecker-Straße, Am Waldrand oder im Schlüterareal. Hier wachsen mittlerweile mehr als dreißig unterschiedliche Kräutersorten, darunter Wilder Majoran, Färber-Kamille, Wiesen Kümmel, Klatschmohn und wilde Malve. In diesem Jahr wurden bei der Kleingartenanlage Tuching rund 2000 Quadratmeter sowie in Lerchenfeld südlich des Bebauungsbands an der Katharina-Mair-Straße weitere 4000 Quadratmeter angelegt. Ab Mitte Oktober werden nochmals 50.000 Blumenzwiebeln eingebracht: im Bereich Ottostraße/Martin-Luther-Straße, auf der Grünfläche zwischen Johannisstraße und Moosach, vor der Volkshochschule und am Bärenbrunnen, auf einer Verkehrsinsel in der Mainburger Straße und einem Grünstreifen an der Ismaninger Straße bei der Stadtgärtnerei.

Immer mehr kleine Blühwiesen bieten so als wichtige Trittsteine einen neuen Lebensraum für Bienen und Insekten. Und für Menschen steigt durch diese urbanen Naturoasen die Lebensqualität.

Beispiele für Blühwiesen im städtischen Umfeld

Bedeutung der Mahd

Spezielle Saatgutmischungen oder von anderen Blühflächen übertragendes Mähgut sorgen bei der Neuanlage von Wiesen im Freisinger Moos dafür, dass sich ein artenreicher heimischer Pflanzenbestand entwickeln kann. Eine Pullinger Firma stellt in einem innovativen Verfahren gebietseigenes, regionales Saatgut her. Das allein macht eine wertvolle Blühwiese allerdings nicht aus. So muss auch die Artenzusammensetzung zu den jeweiligen Standortbedingungen passen. Besonders auf nährstoffarmen Böden können sich seltene Pflanzenarten entwickeln.

Entscheidenden Einfluss auf die Zusammensetzung einer Wiese hat das Mähen. Würde sie nicht gemäht, dann würden sich dominante Pflanzen breitmachen und die Fläche verbuschen. Durch seltenere Mahd gehen ebenso Pflanzenarten verloren wie durch zu viele Schnitte im Jahr oder durch Düngung. Eine klassische, artenreiche Wiese wird etwa Mitte Juni und ein weiteres Mal im September/Oktober gemäht. Das Mähgut wird übrigens anschließend entfernt, da nur so der wünschenswerte Nährstoffentzug erreicht wird. Für die Mahd und Pflege im Freisinger Moos sind der Landschaftspflegeverband Freising e.V. oder ansässige Landwirte zuständig, im Siedlungsbereich ist die Stadtgärtnerei aktiv.

Rücksichtnahme auf Tiere

Warum, so wird häufig gefragt, erfolgt der erste Schnitt ausgerechnet zu einem Zeitpunkt während der Hauptblütezeit? Wird den Bienen und Insekten so nicht ihre Nahrungsquelle oder sogar ihr Lebensraum genommen? Doch gerade dieser frühe Schnitt führt zu einem Nährstoffentzug, der langfristig die Artenvielfalt der Wiese erhöht. Der Termin wird außerdem immer auf die vorkommenden Tierarten abgestimmt, damit zum Beispiel Wiesenvögeln wie dem großen Brachvogel Zeit zum Brüten bleibt und auch Wildbienen und Schmetterlinge möglichst nicht gefährdet werden. Der Mahdzeitpunkt stellt also immer einen Kompromiss zwischen dem gewünschten Nährstoffentzug für eine langfristige Etablierung artenreicher Bestände und dem notwendigen Tierschutz dar. 

Auf größeren Flächen werden deshalb Teilbereiche stehen gelassen, damit Insekten weiterhin Nahrung finden. Alternativ wird auch abschnittsweise gemäht, denn die Wiesen „erholen“ sich nach dem ersten Schnitt schnell und blühen dann wieder. In einigen Fällen bleiben zehn bis 20 Prozent der Blühwiese bis in den Winter stehen. Stängel können so als Überwinterungsquartier von Insekten dienen. Unter Umständen werden kleine Bereiche auch nur einmal jährlich im Spätsommer gemäht oder als Altgrasbestände überwintert und im nächsten Jahr dann wieder genutzt (Wanderbrachen). Im Freisinger Moos richten sich auf den Ausgleichsflächen der Umfang und die Häufigkeit der Mahd nach einem Pflegekonzept, das unter fortlaufender fachlicher Betreuung immer wieder angepasst wird.

Weiterführende Informationen

Neben dem Klimawandel hat sich die seit vielen Jahren schwindende Artenvielfalt zu einer der größten Herausforderungen entwickelt. Die Stadt Freising wird sich daher weiterhin dafür engagieren, die biologische Vielfalt zu fördern. Weitere Informationen über die unterschiedlichen Aktivitäten der Stadt zum Natur- und Umweltschutz gibt es hier auf der Webseite im Bereich Leben & Wohnen / Natur & Umwelt. Dort finden Sie auch eine ausführliche Präsentation zum Ausgleichsflächenkonzept. 


Nach oben