Aussehen, Rutschfestigkeit, Gehkomfort: Die für die Innenstadt ausgewählten Pflastertypen können die Freisinger*innen bald schon einem Praxistest unterziehen. Im Februar 2016 wird in der Unteren Hauptstraße, etwa auf Höhe der Hypo-Vereinsbank, eine etwa 40 Quadratmeter große Musterfläche mit den ausgewählten Granitsteinen verlegt. Ein guter Zeitpunkt, weil das Pflaster unter winterlichen Bedingungen, bei Feuchtigkeit und später bei Plustemperaturen und Trockenheit getestet werden kann.

Unter einer Vielzahl von unterschiedlichen Varianten haben die Stadträt*innen im Planungs- und Bauausschuss nach einem Ortstermin im Dezember 2015 am Bauhoflagerplatz Pulling eine Auswahl vorgenommen. Ihr Votum abgegeben hatten bereits im Vorfeld der Sachverständige für Pflasterbau, der städtische Behindertenbeauftrage, ein Gutachter für barrierefreies Bauen, Architekten von unserem Planungsbüro ST raum a., Aktive City und Stadtheimatpfleger, Vertreter*innen des Gestaltungsbeirats und des Innenstadtbeirats, der städtischen Bau- und Planungsämter, des Bauhof sowie Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher und Planungsreferent Franz Bernack. Für die Vorauswahl wurden objektive Kriterien angelegt:

Physikalische Eigenschaften (Festigkeit, Wasseraufnahmefähigkeit), Herkunft und Verfügbarkeit bis mindestens 2025, Benutzbarkeit (Rutschfestigkeit und Gehkomfort), Pflegeeigenschaften (Reinigungsfähigkeit, Unterhalt, Reparatur/Austausch), Gestaltung (Lebendigkeit des Steins, Körnung, Farbe und Farbvarianz, Verträglichkeit im denkmalgeschützten Ensemble), Nachhaltigkeit, Preis, Oberflächenbearbeitung, Format.

Warm-grauer Naturstein mit Einschlüssen

Grundsätzlich wird Naturstein verlegt, ein grobkörniger, gelb-grauer, warmer Granit mit Rosteinschlüssen und Adern. Dabei soll möglichst heimisches Material aus dem Bayerwald (Hersteller: Berbinger sowie an Stadteingängen Fürstensteiner/Haselberger) zum Einsatz kommen. Ausschreiben kann die Stadt Freising zwar nicht explizit heimischen Granit, aber die Anforderungen sehr genau definieren. Der Quadratmeterpreis bei Steinen aus dem Bayerwald liegt etwas höher als beispielsweise bei chinesischen Steinen, wobei man sich nicht in der „Premiumklasse“ bewegt und die Kosten den Annahmen aus dem Vorentwurf entsprechen. Die schnelle Verfügbarkeit, die hohe Verarbeitungsqualität und Langlebigkeit des heimischen Materials machen den höheren Preis außerdem wett, versichern die Sachverständigen. Nicht zuletzt, weil das Pflaster von Hand verlegt werden muss – auf einer Gesamtfläche von rund 30.000 Quadratmetern in der Innenstadt.

Welche Steine werden nun auf der Musterfläche präsentiert? Es handelt sich um vier verschiedene Granitsteine in unterschiedlichen Größen. Bereits im Entwurf für eine barrierefreie Neugestaltung hatte man sich auf unterschiedliche Formate und Typen verständigt. Die Stärke der Steine beträgt jeweils 16 Zentimeter, die Kanten sind gerundet. Wichtig: Die Varianz – also die natürliche Verschiedenheit – der Granitsteine wird bewusst eingesetzt, es werden also keine Steine ausgesondert. Durch natürliche Rosteinschlüsse und Adern wird auch auf größeren, zusammenhängenden Flächen eine optische Lebendigkeit garantiert.  

Verschiedene Platten für unterschiedliche Bereiche

Im Bereich der Hausfassaden, wo vor allem Fußgänger*innen unterwegs sind, werden größere Steine in vier Formaten (von 40 bis 80 Zentimeter Kantenlänge) verlegt. Die Oberfläche des hellgrauen Granits ist kugelgestrahlt und damit sehr gut begehbar und trittsicher.

In den Gassen, auf Plätzen und im Straßenraum, der von Autos und Bussen befahren werden darf, werden kleinere Steine in drei Formaten  (20x30 Zentimeter, 25x20 Zentimeter und 20x20 Zentimeter) verlegt. Die Oberfläche des mit gelblichen Einschlüssen und Adern versehenen Granits ist wie bei den Fassaden kugelgestrahlt.

Der Marienplatz erhält voraussichtlich hellgraue Platten mit Einschlüssen im Format 25x36 Zentimeter. Die Oberfläche des Steins ist geflammt, die Wirkung auf dem großen Platz ist damit kontrastreicher. In der Nutzung ist die Oberfläche sehr trittsicher.

Die sieben Zugänge in die Altstadt sollen sich optisch abheben und die früheren Stadttore im Boden markiert werden. Dafür wird ein dunklerer Stein (dunkelgrau/anthrazit) verwendet. Die Platten sind 25x36 Zentimeter groß.

Echter Praxistest

Die Musterpflasterfläche zeigt nicht nur die verschiedenen Plattengrößen und Oberflächentypen: Auch die "taktile Kante" wird präsentiert. Sie dient der Orientierung für Menschen mit Sehbehinderung und zur Entwässerung. Ziel der Neupflasterung ist - neben gestalterischen Gesichtspunkten - ein barrierefreier und behindertengerechter Ausbau der Straßen und Plätze, auf denen Fußgänger*innen und Radfahrer*innen ebenso komfortabel wie Menschen mit Geh- und Sehbehinderung unterwegs sind.


Das Projekt "Innenstadt Neugestaltung Freising" wird im Städtebauförderungsprogramm "Lebendige Zentren" mit Mitteln des Bundes und des Freistaats Bayern gefördert. 

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