„Mit einer Auftragssumme von 38,8 Millionen Euro ist der Bau des Tunnels Vötting der größte Einzelauftrag, den ein Freisinger Oberbürgermeister jemals unterschrieben hat.“ OB Tobias  Eschenbacher war selbst beeindruckt vom Umfang dieses Teilprojekts der Westtangente, für das am Montag, 05. Dezember 2016, der offizielle Startschuss fällt.

Groß war auch die Runde, die sich zu einer Pressekonferenz am 01. Dezember im Rathaus eingefunden hatte. Vertreter der ausführenden Bauunternehmen Wayss & Freytag Ingenieurbau AG und Bauer Spezialtiefbau GmbH sowie von des mit der technischen Planung und Bauüberwachung des Tunnels betrauten Büros EDR GmbH nahmen an dem Termin teil, der mit vielen Informationen zu Bauablauf und Zeitplänen aufwartete – und der Vorstellung der Tunnelpatin: Freisings Stadtbaumeisterin Barbara Schelle wurde dafür gewonnen, dieses traditionelle  „Amt“ zu übernehmen und als „irdische Vertreterin“ der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute, zu fungieren.

Projekt liegt im Kostenrahmen

Eröffnet hatte der OB das Pressegespräch mit einem neuerlichen Bekenntnis für die Westtangente. „Wenn man zu Stoßzeiten in Freising fährt, weiß man, wie dringend dieses Projekt ist“, betonte er. Die Umfahrung werde mit einer überdurchschnittlich hohen Förderung bezuschusst, was auch ihre überregionale Bedeutung unterstreiche. Wie berichtet, liegt der Finanzierungsanteil der Stadt bei rund 18,5 Millionen Euro. Eine unerwartete Kostensteigerung erwartet der OB nicht: Von der berechneten Gesamtsumme von rund 91 Millionen sind bereits etwa 50 Millionen Euro für bautechnische Aufträge vergeben, weitere rund neun Millionen entfallen auf den Grunderwerb und 12,8 Millionen auf Planungskosten. Zudem wurde der Baugrund durch die TU München sehr gründlich untersucht. „Das Risiko einer Kostenexplosion sinkt“, bilanzierte Eschenbacher.

Erste Bauarbeiten im Dezember 2016

Seit dem symbolischen Spatenstich am 7. Mai 2015 sind mehrere Arbeiten an der künftig 3560 Meter langen Trasse erfolgreich abgeschlossen, wie der für die Westtangente in der Stadtverwaltung verantwortliche Projektleiter Franz Piller resümierte: „Einige Brücken sind fertiggestellt, einige Kubikmeter Schüttung erfolgt und gestern wurde auch die Baustraße vollendet.“ So könne nun der Startschuss für den 705 Meter langen Tunnel Vötting fallen: An der Thalhauser und Lise-Meitner-Straße würden die Vorbereitungen für den Voreinschnitt des Tunnels beginnen, der in diesem Bereich bergmännisch gebaut wird. Aktuell sei für den Transport von Oberboden mit temporären Verkehrsbehinderungen zu rechnen. Weiterhin verlängere man die fertiggestellte Baustraße vom Dampfangergraben Richtung Bachstraße. Und im Grundstück Giggenhauser Straße 5 werde das Bohrplanum geschüttet.

Ampel sorgt für Sicherheit

Schon ab 5. Dezember gehen an der Giggenhauser Straße und Am Mitterfeld Ampeln in Betrieb:  Wenn Fahrzeuge aus der Baustelle ausfahren, deren Zufahrt sich auf der Südseite der Giggenhauser Straße leicht versetzt von der Einmündung Am Mitterfeld befindet, dann schalten die Ampeln für etwa zehn Sekunden für den allgemeinen Verkehr automatisch auf Rot. Zusätzlich wird dauerhaft eine Bedarfsampel für Fußgänger eingerichtet, um vor allem die Sicherheit auf dem Schulweg für die Vöttinger Kinder zu gewährleisten.

Ansonsten versicherte Franz Piller, dass es – auch im nächsten Jahr – zu keiner Vollsperrung der Giggenhauser  Straße komme. Für die Straße Am Mitterfeld könne es hingegen zeitweise, auch über Monate hinweg, zu Sperrungen kommen, die ebenfalls Fußgänger betreffe.

2017 geht´s richtig los

Richtig Fahrt aufnehmen werden die Bauarbeiten dann 2017: So wird mit den Bohrpfahlarbeiten für den Schacht des künftigen Notausstiegs Süd und für das Betriebsgebäude Tunnel an der Ecke Giggenhauser Straße/Am Mitterfeld (Kiesparkplatz) Anfang 2017 begonnen. Mit Start dieser Maßnahmen wird für den Durchgangsverkehr eine weiträumige Umfahrungsstecke eingerichtet und ausgeschildert. Der örtliche Verkehr in Vötting wird natürlich aufrechterhalten und lokal geregelt.

Den sogenannten Tunnelanstich, eine mit dem ersten Spatenstich vergleichbare symbolische Handlung, kündigte Richard Loibl, Projektleiter von Wayss & Freytag, für Mai 2017 an. Damit beginnt im nördlichen Teil die bergmännische Bauweise, mit der die Röhre bis zum Schacht Giggenhauser Straße hergestellt wird. Anschließend findet der Ausbau des Tunnels statt. Im Süden wird der Tunnel in Deckelbauweise hergestellt. Dabei werden Bohrarbeiten anfallen, die im Wesentlichen 2017 erfolgen, allerdings würden oberirdische Bohrarbeiten nicht nachts oder am Wochenende stattfinden. Zum Einsatz kommen laut Klaus Wecker (Projektleiter Spezialtiefbau bei BAUER Spezialtiefbau) immissions- und schallgedämpfte Maschinen. Zusätzlich würden an den Baustellen vier Meter hohe Lärmschutzwände errichtet.

Die bergmännischen Arbeiten werden im 24-Stunden-Betrieb durchgeführt. Tobias Schramm, Bauleiter für den Tunnel bei Wayss & Freytag, zerstreute Befürchtungen, dass es dabei zu Erschütterungen kommen könnte. Die Herstellung der Röhre übernehme ein spezieller Tunnelbagger, es müsse weder gebohrt noch gesprengt werden, versicherte Schramm. Mit der Fertigstellung des Tunnels rechnen die Fachleute Ende 2019.

Aktive Öffentlichkeitsarbeit

Die von den Arbeiten tangierten Anwohner/-innen wurden bereits mit einem Schreiben der Stadt über den Baufortgang unterrichtet. Bevor der Tunnelbau richtig startet, lädt die Stadt am Donnerstag, 12. Januar 2017, zu einer Informationsveranstaltung über den Tunnelbau ein. Beginn ist um 19 Uhr in der Aula der Grundschule Vötting. Im Detail vorgestellt wird nicht nur der technische Tunnelbau. Vertreter/-innen der ausführenden Unternehmen, der Planungsbüros, der Freisinger Parkhaus und Verkehrs-GmbH und der Stadt erläutern die bautechnischen Abhängigkeiten und Details sowie die zeitlichen Abläufe. Die notwendigen Verkehrsführungen und deren Auswirkungen auf den Individualverkehr, auf den Busverkehr und die Schulwege werden ebenfalls vorgestellt.

Weiterhin wird ab Ende Januar am künftigen Nordportal des Tunnels (Bereich Thalhauser Straße) ein „Infocontainer“ der Stadt zur Verfügung stehen, der jeweils donnerstags von 16 bis 17.30 Uhr geöffnet hat. Mit diesem Infocontainer nicht zu verwechseln ist das Baubüro in der Bachstraße, in dem Mitarbeiter der Stadt sowie Bauoberleitung und Bauüberwachung für die Streckenbauwerke und für den Tunnel untergebracht sind.

Schutz der Heiligen Barbara

Einer alten Bergmannstradition entsprechend, wird für die Zeit, in der ein Tunnelbauwerk in bergmännischer Bauweise errichtet wird, eine Tunnelpatin benannt. Schutzpatronin der Bergleute ist die Heilige Barbara – für diese soll eine „irdische Vertreterin“ benannt werden. Und dieser Brauch soll auf ausdrücklichen Wunsch der Bauarbeiter auch in Freising praktiziert werden, wie Tobias Schramm (Wayss & Freytag) erklärte. Diese ehrenwerte Funktion übernimmt beim Tunnel Vötting Stadtbaumeisterin Barbara Schelle – und hat dabei auch einige Aufgaben zu erfüllen. Ihre erste Amtshandlung werde der Tunnelanstich sein, so Schramm, in diesem Fall das Lösen des „Gebirges“ mit einem Bagger. „Weiterhin erwarten sich unsere Leute, dass Sie Ansprechpartnerin sind und Kontakt halten.“ Gefragt ist auch die Backkunst von Barbara Schelle. Ihr Versprechen, sie werde „einen Kuchen“ vorbeibringen, griff Michael Blaschko, Vorstandsmitglied von Wayss & Freytag, mit dem Hinweis auf, dass „Tunnelbauer und Ingenieure sehr hungrig“ seien. Ein festes Date hat Schelle jedenfalls am 04. Dezember, dem Namenstag der Heiligen Barbara: Dann wird auf der Baustelle gefeiert – und die Patin darf eine Brotzeit beisteuern.

Im Gegenzug wird der Tunnel während der bergmännischen Arbeiten „Barbara-Tunnel“ genannt und es wird vor dem Tunnelportal eine Figur der Heiligen Barbara aufgestellt, die der Patin nach Abschluss der Arbeiten übergeben wird. Barbara Schelle trug die zahlreichen Aufträge mit Fassung und beteuerte: „Es ist mir eine Ehre und keine Last!“


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