Jetzt ist der Tunnelanstich für die Westtangente Freising auch offiziell vollbracht: Stadtbaumeisterin und Tunnelpatin Barbara Schelle hat am Montag, 22. Mai 2017, einige Erdladungen gekonnt mit dem Schaufelradbagger ausgehoben. Mit Applaus quittierten die Gäste des „Tunnelanschlags“, wie das Ausbaggern der ersten Erdladung in der Fachsprache bezeichnet wird, dieses denkwürdige Ereignis. „Nach fast 50 Jahren Planung stehen wir jetzt endlich mitten in der Umsetzung eines Verkehrsprojekts, das voraussichtlich ab Ende 2020 eine komplette Umfahrung der Stadt Freising ermöglichen wird“,  bilanzierte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher.

Mit dem Segen der heiligen Barbara

Versammeln konnte sich die Festgesellschaft schon im „Barbara-Tunnel“,  so der von den Bauleuten verliehene Name während der Bauzeit: Am 03. Mai war inoffiziell der Startschuss für diesen exakt 461 Meter bergmännisch errichteten Abschnitt der 705 Meter lange Röhre unter dem Stadtteil Vötting gefallen – mittlerweile haben die Arbeiter bereits die ersten 30 Meter freigelegt. „Was sie hier sehen, ist nicht der gesamte Tunnel“, beruhigte Dr. Michael Blaschko als Vertreter der ARGE Wayss & Freytag Ingenieurbau AG und Bauer Spezialtiefbau GmbH. Zunächst entstehe die Kalotte, also der obere Teil des Tunnels – der Durchstich soll Ende des Jahres geschafft sein – und anschließend finde der Sohlen- und Strossenvortrieb statt. „Dann passen auch zwei Lkw durch.“ Keine Gedanken müsse man sich machen, weil es von den Wänden tropfe, sagte Blaschko, der selber etwas nass geworden war. Die Kuppel sei mit Spritzbeton und Betonstahlmatten temporär gesichert und erhalte später eine schöne Innenschale. „Dann tropft´s auch nicht mehr.“

Unverzichtbar für eine Verkehrsentlastung

Zur Feier hatte die Stadt Freising auch die Nachbar/-innen eingeladen. OB Eschenbacher versicherte angesichts der „leider unvermeidlichen Beeinträchtigungen“ durch die Großbaustelle, dass alles getan werde, um die Belastungen so weit wie irgend möglich zu minimieren. Dafür engagieren sich insbesondere auch die Mitarbeiter/-innen der Stadt Freising – allen voran Projektleiter Franz Piller. Der Oberbürgermeister charakterisierte die Westumfahrung als „längst überfälligen und unverzichtbaren Befreiungsschlag“ mit nachhaltigen Vorteilen für Freising und die Region: „Ohne Westtangente würde der Verkehr für Freising in einer Art und Weise zunehmen, die für ein städtisches Miteinander gar nicht mehr darstellbar wäre“, betonte Eschenbacher. Zugleich werde mit dem Bau eines Tunnels als technisch wie finanziell anspruchsvolle Lösung für den bestmöglichen Lärmschutz für die Anlieger/-innen gesorgt und der Durchgangsverkehr „unter Vötting durchgeführt“. 

Chancen für Freising und die Region

Landrat Josef Hauner sowie Regierungspräsidentin Brigitta Brunner sprachen in ihren Grußworten die Anlieger/-innen ebenfalls direkt an. Hauner dankte den Betroffenen für ihr Verständnis für die „großen Einschränkungen in ihrer täglichen Lebensgestaltung“. Gleichzeitig wies er auf die „hohe Verkehrsbedeutung“ der Westtangente für den gesamten Landkreis hin: Zusammen mit der Nordostumfahrung werde eine weiträumige Umfahrung Freisings ermöglicht, beide Straßen würden „die Entwicklung des Landkreises und der Region positiv beeinflussen“, unterstrich der Landrat. Die Regierungspräsidentin stellte den Anwohner/-innen in Aussicht, dass mit Fertigstellung von Tunnel und Tangente „der Verkehr unsichtbar und unhörbar unter Vötting hindurch läuft“. Das Bauwerk werde der Stadt und weit darüber hinaus „einen kräftigen Entwicklungsschub“ geben, äußerte sich Brigitta Brunner überzeugt.

Finanzierung der Tangente

Die Kosten für Planung, Grunderwerb und Bau der Westtangente liegen nach aktuellem Stand bei rund 91 Millionen Euro. Der Freistaat übernimmt etwa 70 Prozent der förderfähigen Kosten. Da es sich bei der Umfahrung um eine Kreisstraße handelt, leiste der Landkreis Freising mit voraussichtlich rund 15,1 Millionen Euro „einen bedeutenden Kostenbeitrag“, wie Landrat Hauner hervorhob. Der Anteil der Stadt Freising wird voraussichtlich bei etwa 18 Millionen Euro liegen.  Auch die Flughafen München GmbH beteiligt sich – unabhängig vom Bau der dritten Start- und Landebahn – laut OB Eschenbacher „mit deutlichen Mitteln“. 

Glück auf!

Höhepunkt der Veranstaltung war der traditionelle Tunnelanstich durch die Tunnelpatin. Michael Blaschko hatte eine Holzstatue der heiligen Barbara mitgebracht, der Schutzpatronin der Mineure. Ihr geistlicher Beistand solle für einen unfallfreien Bauablauf sorgen, erklärte Blaschko: „Die Statue wurde schon feierlich gesegnet und hat vor dem Portal ihren Platz  – ohne sie hätten wir keinen Meter Vortrieb gemacht.“ Dass sich Stadtbaumeisterin Barbara Schelle als „irdische Vertreterin“ zur Verfügung stellt, wurde allseits als begrüßt: „Mit ihr haben Sie eine in jeder Beziehung passende Tunnelpatin“, befand Regierungspräsidentin Brunner und Landrat Hauner meinte, „Tunnelpatin Barbara“ werde für einen planmäßigen, erfolgreichen und vor allem unfallfeien Verlauf der Arbeiten sorgen.

Schelle quittierte die hohen Erwartungen mit den Worten:  „Es ist mir als Stadtbaumeisterin mit dem Namen Barbara eine Ehre!“ Sie versprach außerdem Besuche auf der Baustelle „mit Kuchen“. Mit dem traditionellen Bergmannsgruß „Glück auf!“ wechselte sie vom Rednerpult in den Bagger und trug einige Schaufeln Erde unter dem Beifall der Gäste ab.


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