Zum zweiten Mal hat das Amt für Stadtplanung und Umwelt am Montag, 25. Juli 2016, zu einem öffentlichen „Forum Licht“ eingeladen: Nach der Veranstaltung im Mai 2015, bei der eine Bestandsaufnahme der innerstädtischen Beleuchtung im Mittelpunkt stand, ging es dieses Mal schon um konkrete Vorschläge für eine atmosphärisch stimmige und energieeffiziente Illumination der City.

Diese wurden den etwa 60 Besucher/-innen nicht nur auf einem Bildschirm im neuen Pop-up-Store der Aktiven City Freising präsentiert: Gemeinsam mit dem Planungsteam unternahmen die Bürger/-innen einen Spaziergang zu den sechs installierten Musterleuchten. Grundsätzlicher Eindruck: Freisings Altstadt wird in Zukunft in einem warmen Licht inszeniert, das architektonische Highlights herausstellt, die Straßen und Gassen ausreichend ausleuchtet und Anwohner/-innen nicht in ihrer Nachtruhe stört.

Mitsprache beim „Masterplan“

Die Veranstaltung begann noch bei Tageslicht im Pop-up-Store am Marienplatz. „Ziel des heutigen Abends ist es, nach fast einem Jahr Planung aufzuzeigen, wie ein behutsames Erneuern der Altstadt-Beleuchtung stattfinden  kann“, beschrieb Stadtbaumeisterin Barbara Schelle das Anliegen. Nicht alle Leuchten sollen schließlich ausgetauscht werden, bei den Wandlaternen ist beispielsweise eine Sanierung und technische Umrüstung auf LED-Technik ausreichend. Beauftragt mit der Konzeption hat die Stadt das Münchner Büro „lll lichtplaner + ingenieure“ (3lpi). Das Team um Beatrice Seidt und Florian Zach entwickelt einen „Masterplan Licht“ für die Innenstadt. Dieser bildet die Grundlage für ein einheitliches Beleuchtungssystem.  Beatrice Seidt: „Wir wollen das nächtliche Stadtbild aufwerten, besondere Gebäude hervorheben, die Orientierung in der Stadt verbessern, möglichst wenige verschiedene Leuchttypen einsetzen, die Farbwidergabe der Leuchten optimieren, auf LED umrüsten und die früheren Stadttore mit Lichtstelen herausstellen.“ Dabei werde großen Wert auf eine Zusammenarbeit mit Bewohner/-innen und Kaufleuten gelegt, versicherte die Lichtdesignerin. „Sie haben ein Mitspracherecht und wir werden auf die Wünsche flexibel reagieren. Allen werden wir es nicht zu hundert Prozent Recht machen können, aber der Wille ist da“, versprach Seidt.

Licht und Schatten

Kurz ging sie auf zentrale Erkenntnisse aus der Bestandsanalyse ein, die durchaus auch gute Beleuchtungsbeispiele erfasst habe. Die Beleuchtung des Kirchturms St. Georg sei „gut gemacht“ und habe eine „super Fernwirkung“, ebenso biete die Fenstersims-Beleuchtung der Altstadtgalerie ein „stimmiges Bild“. Dagegen würden stadtbildprägende Bauten wie das Asamgebäude, der Turm der Heiliggeistkirche oder die Gebäude am Domberg („die beiden Domtürme schweben über einer dunklen Fläche“) in der Nacht verschwinden. Diese schönen Bauten möchte Seidt auch in der Dunkelheit zeigen, mehr Licht wünscht sie sich auch für die Moosach in der Fischergasse: „Das Wasser soll man etwas glitzern sehen.“ Keinesfalls solle aber die ganze Stadt nachts strahlen, betonte die Lichtdesignerin: „Auch Schatten ist wichtig.“ Vielmehr solle die Beleuchtung gezielt eingesetzt werden, so Seidt.  Das ist bei den vorhandenen Mastleuchten nicht der Fall, sie erhellen Schlafzimmer so stark, das Anwohner/-innen selber einen Blendschutz angebracht haben. Die Überspannleuchten bringen das Licht diffus auf Straßen und Richtung Gebäudesockel, die schönen Häusergiebel bleiben im Dunkeln. Kritisiert wird von den Lichtplanern auch der Weg vom Bahnhof in die Innenstadt mit unterschiedlichen Leuchttypen. Eine Beleuchtung, erklärte Seidt, solle als unterstützende Orientierung dienen.

Überspannungsleuchte mit Spotelement setzt in der Hauptstraße Akzente

Wie stellen sich nun die Experten eine attraktive Altstadt-Beleuchtung vor? In der Unteren und Oberen Hauptstraße sollen die Mastleuchten entfallen. Die Überspannungsbeleuchtung bleibt, ersetzt werden aber die langen Leuchtstoffröhren durch eigens für Freising entwickelte Leuchtkörper. Beim Spaziergang überzeugte die Variante in Ringform, die fünf Lichtquellen besitzt: vier sitzen auf dem Ring und eine in der Mitte als Spotelement. „Mit dem Spot bringen wir Rhythmik in die Beleuchtung“, sagte Beatrice Seitz. Die Überspannungsleuchte mit geschlossenem Korpus wurde bei der Besichtigung als zu grell empfunden. Die Lichtstärke sei allerdings steuerbar und könne heruntergefahren werden, versicherte Florian Zach. Mehrfach sagte er während des Rundgangs, dass dieser Test der ausgewählten Leuchten sehr wichtig sei: „Auf dem Papier lässt sich alles ausrechnen, in der realen Umgebung kann die Wirkung anders sein.“

Mastleuchten für Plätze und Gassen

Für den Marienplatz schlagen die Planer sechs bis sieben Meter hohe Lichtstelen mit verschiedenen Beleuchtungselementen vor, die den Platz „rahmen“ und Licht „nach innen“ bringen sollen.

Mastleuchten sind für kleinere Plätze gedacht – drei verschiedene Typen präsentierte der Rundgang in der General-von-Nagel-Straße: eine moderne Aufsatzleuchte am Platz „Zum Büchl“, die gemischte Reaktionen von „ist schlicht, gefällt mir sehr gut“ bis „keinesfalls, die passt nicht ins historische Gassenbild“ hervorrief (Foto Gassen-Modell 1); eine traditionell wirkende Aufsatzleuchte am Südeingang zum Biergarten „Weißbräu Huber“ (Gassen-Modell 2), die eigens für Freising angefertigt wurde; und eine sechseckige Standard-Leuchte (Gassen-Modell 3), die bewusst weit oben sitzt, um Wirkung und Ausleuchtung in dieser Höhe zu testen. Übrigens: Im Korpus ist zwar eine Glaskugel zu sehen, diese ist aber nur ein Dekoelement, damit die Leuchte  bei Tageslicht gut aussieht. Die Technik steckt im Deckel der Leuchte.

Auch in den Gassen wird es Mastleuchten geben und ebenso Wandleuchten, wie an der Luckengasse/ Ecke Untere Domberggasse. Diese ist bereits mit moderner LED-Technik ausgestattet und, so berichtet ein Anwohner, strahlt weniger unangenehm in die Wohnräume. Falls notwendig, so Zach, könne zusätzlich ein Blendschutz angebracht werden.

Die Altstadt in warmes Licht getaucht

Diese zielgerichtete Steuerung ist eine der großen Vorteile der modernen LED-Technik in (zum Teil erneuerten) Leuchten. Auch die „Lichtverschmutzung“, das sinnlose Strahlen in den Himmel, wird unterbunden und Licht dahin gebracht, wo man es braucht. Weiterhin wird sich die Farbtemperatur verbessern – und das konnten auch Skeptiker von LED-Leuchtmitteln überprüfen. Zunächst hatte Florian Zach auf die kühle Farbtemperatur der Mastleuchten in der Unteren Hauptstraße aufmerksam gemacht, danach wurden diese Standleuchten abgeschaltet – und die warm-gelbe Farbe der neuen Überspannungsleuchten kam schön zur Geltung. Auch die Musterleuchten in der General-von-Nagel-Straße verbreiten im Vergleich zu den vorhandenen Mastleuchten ein wärmeres, angenehmeres Licht.

Freisinger Modell ist langfristig kostengünstiger

Bei den vielen interessierten Fragen zum „Masterplan Licht“ wurden natürlich auch die Kosten thematisiert. Konkrete Zahlen – „Was kostet eine Mastleuchte?“ – konnten die Lichtplaner nicht nennen. Grundsätzlich seien die Individualanfertigungen etwa um zehn Prozent teurer, sagten sie, gleichzeitig spare man durch die gezielte Beleuchtung, weil beispielsweise Mastleuchten in der Hauptstraße entfallen könnten. Unterm Strich sei der Preis „in etwa gleich“, sagte Beatrice Seidt. Zusätzlich spart die Stadt bei den Leitungs- und Unterhaltskosten – und auch die Lebensdauer der neuen Leuchten ist deutlich länger. Damit dürften die „Sonderanfertigungen“ langfristig sogar günstiger kommen als ein Standardausbau.

Eindrücke vom 2. Lichtforum


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