Es ist ein Meilenstein auf dem Weg, das Asamgebäude in neuem Glanz erstrahlen zu lassen: In einer Sondersitzung hat der Freisinger Stadtrat am Donnerstagabend, 14. April 2016, die Entwurfsplanungen einstimmig genehmigt und auch den Gesamtbaukosten zugestimmt. Erstmals liegt eine belastbare Kostenberechnung vor, die für die Generalsanierung des Gebäudes mit Innenhof 46,4 Millionen ausmacht. Der Aufwand für die - in Teilbereichen bereits begonnene - Neugestaltung des südlichen Platzes, einschließlich Sanierung des Moosachufers und Stützmauer zum Dombergaufgang, ist auf 4,6 Millionen Euro kalkuliert. Kann die Finanzierung dieses Großprojekts gestemmt werden, wäre ein Baubeginn 2017 und eine Wiedereröffnung Ende 2020 möglich: als attraktives Kultur- und Bürgerzentrum im Herzen der Stadt.

Zustand besorgniserregend

Vor rund 300 Jahren als Vierflügelanlage um einen Innenhof errichtet, ist die einstige fürstbischöfliche Hochschule noch heute Mittelpunkt der Freisinger Altstadt. In seiner langen Geschichte steht dem Asamgebäude die erste Generalsanierung bevor, eine überfällige und dringende Maßnahme, wie Mitglieder des Stadtrats bei einem Rundgang vor der Sitzung erleben mussten: Putz blättert ab und muss an einigen Stellen mit Platten gesichert werden; die Wände sind von Rissen durchzogen, was auf die mangelhafte Gründung des Gebäudes im Süd- und Ostflügel zurückzuführen ist; mächtige Vierkantbalken sorgen vor allem im Südtrakt dafür, dass keine Wände einstürzen; der Zustand der Dachstühle ist wegen Pilzbefall und Fäulnisschäden sowie statischen Mängeln besorgniserregend; und die Haustechnik stammt zum Teil aus Nachkriegszeiten; regelrecht lebensgefährlich ist der Flaschenzug, mit dem Lasten hinauf zur Hinterbühne transportiert werden. Dramatisch war bekanntlich auch die Situation der Decke über dem Asamsaal, die herunterzustürzen drohte und notgesichert werden musste. Ebenfalls gravierend sind die Brandschutzmängel. Robert Naujokat, Leiter des städtischen Hochbauamts machte deutlich: Werde das Asamgebäude nicht saniert, dann müsse das Haus geschlossen bzw. der Theaterbetrieb im nächsten Frühjahr eingestellt werden.
 

Vor der Sitzung: Begehung des Asamgebäudes

Kultur- und Bürgerzentrum belebt die Innenstadt

Im Zuge der Modernisierung werden nicht nur die zahlreichen Schäden beseitigt. Das Asamgebäude soll zum kulturellen und merkantilen Zentrum umgebaut werden.

Ergänzend erfährt der Platz gegenüber dem Alten Gefängnis nach dem Konzept von Architekt Michael Deppisch („Asam öffne Dich“) eine Aufwertung: Unter anderem wird ein Gebäude für den Lastenaufzug entstehen, augenfällig mit einer glänzenden Metallhaut verkleidet. Dieser Lastenaufzug kann zusätzlich als aufklappbare Bühne eingesetzt werden. Der heutige Hinterhof bereichert dann als attraktiver Veranstaltungsplatz das Freisinger Zentrum.

Mit all diesen Maßnahmen wird die  Freisinger Innenstadt nachhaltig gestärkt und belebt. „Unser Ziel ist, dem Asamgebäude seine Würde zurückzugeben, nach innen und außen, damit es als kulturelles Zentrum der Stadt Freising glänzt, was Freising verdient hat und braucht“, betonte Architekt Anton Mang.

Großes Eingangsfoyer

Wie die Neustrukturierung des bedeutenden Baudenkmals im Detail vorgesehen ist, präsentierten Mang und weitere Fachplaner ausführlich in der dreieinhalbstündigen Sitzung. Im Erdgeschoss betreffen die wichtigsten Änderungen den West- und Nordtrakt: Der Westflügel wird auf ganzer Breite zum Innenhof geöffnet und ein großer Raum für Touristinfo, Theaterkasse und Garderobe geschaffen, der über den Innenhof der Hauptzugang ins Gebäude sein wird. Eine neue, breite Treppe auf der Nordseite verbindet das Eingangsfoyer mit Museum und Theater. Ansonsten bleiben Richtung Marienplatz die Läden erhalten, zudem ist im Ostflügel ein Geschäft mit Eingang über den Innenhof vorgesehen. Im östlichen Trakt befindet sich noch die öffentliche Toilette, die von der Brennergasse aus zugänglich sein wird. Im Südflügel ist eine Gastronomie für rund 60 Gäste geplant.

Zusätzlicher Veranstaltungsraum

Der erste Stock ist vor allem dem Stadtmuseum vorbehalten, die Ausstellungsräume gewinnen fast das Doppelte an Raum. Hier werden auch das Amt für Tourismus (Ostflügel), Nebenräume für das Theater sowie der Orchestergraben (Süd- und Westflügel) situiert. Das zweite Obergeschoss ist für den Theaterbetrieb und das Kulturamt reserviert. Der Asamsaal erhält ein erweitertes Foyer, dazu kommt ein neuer Veranstaltungssaal mit Bühne (Südostecke).

Theaterbesucher dürfen sich freuen: Die Empore bleibt erhalten, das Gestühl wird erneuert und etwas erhöht, was für eine bessere Sicht auf die Bühne sorgen wird. Die gesamte Audio- und Videotechnik wird ebenfalls auf den neuesten Stand gebracht. Zusätzlich wird vor der Bühne ein flexibel einsetzbares Orchesterpodium entstehen: Es kann als Orchestergraben abgesenkt, auf die Höhe des Parketts gefahren und bestuhlt oder auf Bühnenniveau gebracht und dann als Vorbühne genutzt werden. Im größtenteils barocken Dachstuhl kommt wieder das - etwas erweiterte - Depot des Museums unter sowie Lager- und Technikräume.

Baustelleneinrichtung nicht am Marienplatz

Auch über die Bauabwicklung wurde informiert. Eingerichtet werden soll die Baustelle im Asaminnenhof, auf dem Platz im Süden des Ensembles und vor der Nordfassade des Asamgebäudes. Dazu muss die Straße Richtung Marienplatz verlegt werden, ansonsten wird der Marienplatz nicht von den Arbeiten tangiert. Die Anlieferungen erfolgen ausschließlich über die Untere Hauptstraße.

Öffentlich zugängliche Musterfassaden

Wie wird sich das Gebäude nach der Sanierung optisch präsentieren? Grundsätzlich bewegt sich das Gestaltungskonzept möglichst nah am Original. An der südlichen Außenmauer sowie im Ostflügel an der Brennergasse befinden sich zwei Musterfassaden, die einen Eindruck von der Wiederherstellung des barocken Putzes und der Bemalung nach originalgetreuem Vorbild geben. Zusätzlich wurden an der Brennergasse zwei Fenster nach historischem Vorbild restauriert. Der Raum, in dem sich diese Eichenfenster befinden, dient derzeit als Musterzimmer: Die Stadträte inspizierten bei der Besichtigung den Putz, mögliche Bodenbeläge für das Haus (Solnhofer Platten im Erdgeschoss, geölte Holzdielen aus Weißtanne in den öffentlichen Flächen der oberen Stockwerke) und das Pflaster für den Innenhof, eine Wandbeleuchtung und naturrote Biberschwanz-Dachziegel. Auch wenn bei diesem Baudenkmal eine Wärmedämmung nicht in Frage kommt: Die Sanierungsmaßnahmen werden den Wärmeverlust des Gebäudes um ein Viertel reduzieren.

Startschuss im Frühjahr 2017 anvisiert

Mit dem Beschluss des Stadtrats ist nun der Weg frei, die Baugenehmigung vorzubereiten. In trockenen Tüchern ist das Projekt damit noch nicht. Die Finanzierung werde „keine leichte Aufgabe“, mahnte Kämmerin Mathilde Hagl in der Sitzung. Sie hatte im Vorfeld verschiedenste Fördermöglichkeiten ausgelotet und erwartet sich für den Sanierungsteil (46,4 Millionen Euro) eine maximale Förderung von einem Viertel der Kosten. In der Kalkulation nicht berücksichtigt sind die erforderlichen Interimsmaßnahmen für die Auslagerung von Ämtern und eventuelle Baukostensteigerungen. Andererseits: „So tief und so scharf“, wie die Bausubstanz jeder Zentimeter der rund 10 000 Quadratmeter Fläche untersucht worden seien, ist eine „Kostenexplosion“ unwahrscheinlich, wie Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher sagte.

Die Verwaltung wird die Umsetzung nun in wirtschaftlich und baulich sinnvolle Teilprojekte gliedern. Sollte es im Frühjahr 2017 losgehen, zu keinen Finanzierungsproblemen und keinen Unterbrechungen der Bauarbeiten kommen, ist eine Fertigstellung Ende 2020 zu erwarten. OB Eschenbacher versicherte: „Wir wollen keine jahrelange Dauerbaustelle haben.“

Ämter-Rochade

Mit Beginn der Sanierung müssen auch die im Asamgebäude untergebrachten Ämter ausziehen. Das Steueramt wird nicht zurückkehren und künftig im Gebäude Amtsgerichtsgasse 6 untergebracht – in den Büros des Rechnungsprüfungsamts, das wiederum ins Rathaus (2. Stock) umsiedelt. Heute arbeiten dort die Mitarbeiter/-innen des Personalamts, die ein Stockwerk höher ziehen in die Räume des Organisationsamts. Schließlich wird die ehemalige Hausmeisterwohnung im 3. Stock für das Organisationsamt instandgesetzt. Der Personalrat erhält in der Amtsgerichtsgasse 6 eine neue Bleibe.
Neben diesen dauerhaften Lösungen werden Kultur- und Tourismusamt nur vorübergehend ausgelagert – ins Wachhäuschen bei der Luitpoldhalle das Kulturamt und in ein Gebäude am Rindermarkt ("Eisgruber-Haus") das Tourismusamt.

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